„So ein Hin und Her“, mosert meine Chefin telefonisch aus Münster. Es ist Bundesdelegiertenkonferenz. Andere Parteien nennen es Bundesparteitag.
Sie ist da, ich nicht. Reden möchte sie trotzdem.

„Was meinst du?“
„Mit dem Bundespräsidenten.“

‚Ja‘, denke ich, ‚das ist ein ganz schönes Hin und Her‘. Angefangen und sofort komplett unwürdig wurde die Kandidatensuche doch schon, als Andreas Voßkuhle erklärte, er stünde für das Amt nicht zur Verfügung, wolle sich mehr um seine Familie kümmern und überhaupt. Da war mir klar, dass dies wieder mal der Auftakt einer unwürdigen Kandidatensuche werden würde, in der viele Namen gehandelt, einige gefragt, viele absagen und am Ende eine/r nachbleiben würde, der/ die irgendwelche Kriterien erfüllt, aber die Integrität und das Ansehen des „höchsten“ Amtes in unserem Land in der ersten Amtszeit erstmal wieder neu aufbauen muss. Es kam ja auch, wie es kommen musste. Die arme Margot Käßmann wurde wieder ans Licht gezerrt. Navid Kermani, wie ich ich finde, ein sehr guter Kandidat, blieb zum Glück knapp unter der Wahrnehmungsgrenze. Jutta Allmendinger, meine heimliche Favoritin (wohl leider zu schlau und zu Frau) ist zum Glück ohne Schaden aus der Diskussion hervorgegangen. Bei Winfried Kretschmann dachte ich noch, dass das vielleicht für die Grünen eine gute Idee sein könnte, aber der Seehofer will ja keinen Grünen. Oder keine Frau? Ich weiß es nicht mehr. Und am Wochenende dann Jens Weidmann. Da hab ich wirklich gedacht, was der arme Mann wohl wem angetan haben muss, dass er jetzt auch noch nach vorne geschubst wird.

Ja, ich weiß, ich hab den einzigen konstanten Kandidaten noch nicht genannt. Frank-Walter Steinmeier. Es wundert mich allerdings mehr, dass Sigmar Gabriel jetzt schon fast zwei Wochen stabil in seiner Unterstützung für Steinmeier ist. Das ist sehr ungewöhnlich und passt eigentlich nicht zu ihm. Naja, die beiden werden es schon wissen. Der schlechteste Bundespräsident wäre er nicht, sein Englisch ist besser als das von Öttinger, er kennt sich international aus und von Kirchmöser nach Berlin ist es auch nicht so weit. Das ist gut. Um mehr scheint es ja auch ohnehin nicht zu gehen. Auch nicht um die Frage, ob man in einer immer unberechenbarer werdenden Welt einen kompetenten Außenminister zum Grüß-August der Republik machen muss. Aber was weiß ich schon. Vielleicht geht das auch noch so lange mit den Präsidenten-Gipfeln, bis mal einer den Seehofer fragt. Der wollte doch auch irgendwas abgeben von seinen Ämtern.

„Ja? Macht’s der Winfried nicht?“
„Nein, wohl nicht.“
„Schade.“


 

Die Union hat sich mittlerweile auch für Frank-Walter Steinmeier als gemeinsamen Kandidaten der Großen Koalition für das Amt des Bundespräsidenten schieden.

 

Damit steht der neue Bundespräsident so gut wie fest. Gewählt wird am 12. Februar 2017.

bundesversammlung sitze


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Kim

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Mitarbeiter bei Bundestagsabgeordneter
Kim ist seit mehr als einem Jahrzehnt Mitarbeiter_in einer Abgeordneten im Bundestag. Auf wahl.de berichtet Kim als Kolumnist_in aus dem politischen Alltag auf 16qm. Stets "Unter drei".
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