Die Aufregung um die rot-rot-grünen Treffen unserer Abgeordneten in den vergangenen Wochen hat sich ja zum Glück wieder etwas gelegt. Ich war eigentlich die ganze Zeit ziemlich entspannt. Es sind ganz normale zivilisierte Frauen und Männer, die sich zu einem Meinungsaustausch über mögliche zukünftige Koalitionen treffen. Und das macht in meinen Augen auch Sinn, sich vorher mal zu treffen, wenn man es denn ernst meint, mit dem Regieren ab 2017. Ohne eine Große Koalition und ohne Angela Merkel.
Für meine Abgeordnete war das Ganze aber doch ein Aha-Erlebnis.
„Es gab Wein und Brezeln!“
„Was hast du gedacht, was es gibt? Dass die Sozis euch warmen Hund auf Toast servieren?“
„Najaaa.“
So ungefähr lief das Gespräch am nächsten Tag. Es gab also wohl doch eine Unsicherheit, was eine und einen bei einem solchen Treffen erwartet. Nun war das Essen wohl nicht die größte Überraschung, sondern die Tatsache, dass man sich ganz normal über Themen unterhalten konnte und sachlich Argumente ausgetauscht hat.
Manchmal denke ich, dass zu viel Parlamentsalltag die Abgeordneten gegenüber sozialkompatiblen und vor allem üblichen Umgangsformen abstumpfen lässt. Alles ganz schön ritualisiert hier. Stichtwort „Fragestunde.“ Vielleicht ist das „normal“, dass man dann das Anpampen derer, mit denen man gerade nicht regiert, als völlig „normal“ empfindet. Und total überrascht ist, dass der Nebenmann aus der anderen Partei/aus der anderen Fraktion in ganzen Sätzen sprechen, aus dem Glas trinken und mit geschlossenem Mund essen kann. Ich weiß es doch auch nicht. Ich hoffe, es führt den beteiligten fast 100 Abgeordneten vor Augen, dass sie alle Gleiche unter Gleichen sind. Und dass es immer möglich sein muss, mit den Mitgliedern anderer Fraktionen zu reden, auch wenn sie von der eigenen politischen Auffassung abweichen.
Gerne würde ich noch einen kleinen Rot-Rot-Grün-Exkurs zu „Bevor DIE nicht das und das machen, geht da gar nichts“ machen, aber das würde heute den Rahmen sprengen. Ich bleibe euch ja noch ein bisschen erhalten.
Ergebnisse gab es übrigens auch. Das war die größte Überraschung. Aber Psst. Vielleicht sollte es noch viel mehr dieser Treffen geben.
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Kim
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