Drei Bücher, die Interessenvertreter zur #BTW17 lesen sollten
Im Wahlkampf zeigt sich die #politischeKultur. In ihrem beachtlichen Interview mit der Schriftstellerin Thea Dorn arbeitet Karin Janker heraus, dass „Kampagnen, Auftritte und Äußerungen von Politikern […] viel über den Politikbetrieb aus[sagen], aber auch über das Land und seine Bürger“. Und weil obendrein am 23. April der UNESCO-Welttag des Buches gefeiert wurde, empfehle ich heute drei Werke:

Die politische Strategie gilt als Voraussetzung für erfolgreiches politisches Handeln, gerade in Wahlkampfzeiten. Jeder benutzt den Begriff, wenige wissen, was wirklich damit gemeint ist. In „Politik braucht Strategie – Taktik hat sie genug“ entmystifizieren die beiden Politikwissenschaftler Joachim Raschke und Ralf Tils den phrasenhaften Begriff. Anhand zahlreicher Praxisbeispiele aus der jüngeren politischen Geschichte erläutern sie den gesamten politischen Strategieprozess und gehen auf die unterschiedlichen Akteure ein. So gesehen ist es spannend, wer bis zum 24. September wirklich auf Strategie und nicht nur auf Taktik setzt.

Einen literarischen Blick auf den letzten Bundestagswahlkampf 2013 wirft Nils Minkmar in „Der Zirkus: Ein Jahr im Innersten der Politik“. Ihm gelingen feinziselierte Beobachtungen unserer ganz eigenen deutschen Wahlkampfkultur. Gerade Interessenvertreter dürfen die Bedeutung unserer politischen Kultur nicht unterschätzen, die sich zugespitzt und komprimiert in Wahlkampfzeiten zeigt. Nur mit dem richtigen Verständnis unserer politischen Kultur(en) gelingt erfolgreiche Kommunikation mit politischen Entscheidern. Besonders vier Jahre später lohnt noch einmal die Lektüre. Peer Steinbrück mag Geschichte sein, die Unterschiede und Parallelen sind jedoch frappierend. Unterschiede, weil 2013 weder Fake News, Bots noch Populismus in Form von Trump, Brexit und AfD eine nennenswerte Rolle spielten und die Bürger – im Gegensatz zu 2013 – wieder nach politischen Debatten verlangen. Parallelen, weil abzuwarten bleibt, ob Martin Schulz nicht doch noch ein ähnliches Schicksal blüht wie Steinbrück und der Bundestagswahlkampf wirklich so konfrontativ wird, wie allgemein prophezeit.

Mit Blick auf die #BTW17 darf natürlich „Höllenritt Wahlkampf: Ein Insider-Bericht“ von Frank Stauss nicht fehlen. Kaum einer hat so viele Wahlkämpfe strategisch begleitet wie Stauss. Kein Wunder, dass sein Buch mittlerweile fast schon ein Klassiker der Wahlkampfliteratur ist. Stauss polarisiert – seien es seine Analysen, sein grundlegender SPD-Optimismus oder der aggressive Schreibstil. Aber das Buch vermittelt eindrücklich anhand diverser Anekdoten, dass es nicht ohne Grund Wahlkampf heißt.

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Sebastian Frevel
Sebastian Frevel ist Experte für Corporate und Public Affairs und Geschäftsführer der Von Beust & Coll. Beratungsgesellschaft. Er ist spezialisiert auf strategische Interessenvertretung, politische Unternehmensreputation sowie Stakeholder Management.