Die amerikanische Präsidentschaftswahl ist vorbei und Donald Trump konnte das Rennen um das Weiße Hause für sich entscheiden. Der vorangegangene Wahlkampf war eine Zäsur in vielen politischen Gepflogenheiten und die Folgen könnten noch weitreichende Auswirkungen auf die amerikanische Gesellschaft haben. Abgesehen von diesen Veränderungen gab es aber auch technische Neuerungen, die erstmals in größerem Stil zum Einsatz kamen: Bots.

Bots sind Computerprogramme, die selbstständig und automatisiert arbeiten, ohne das eine menschliche Intervention notwendig wäre. Das alleine ist noch keine Besonderheit, sondern ein Bestandteil des Internet seit langer Zeit. Bots werden laufend verbessert und das langfristige Ziel ist es, dass sie durch künstliche Intelligenz selbstständig lernen können. Die stetige Verbesserung führt auch dazu, dass sich neue Einsatzgebiete für Bots eröffnen. Seit geraumer Zeit werden sie in Sozialen Netzwerken eingesetzt, auch in Chatprogrammen wie zum Beispiel im Facebook Messenger.

Bot ≠ Bot

Wenn man über das Thema Bot spricht, ist es zunächst notwendig klarzustellen über was für eine Art Bot man spricht. Denn Bot ist nicht gleich Bot. Im Kontext von Politik gibt es zurzeit zwei unterschiedliche Arten, die von besonderer Relevanz sind: Chatbots und Socialbots. Während erstere vor allem dazu dienen Nutzer über Nachrichten, Wetter, Sport oder ähnliches zu informieren, verfolgen letztere ein ganz anderes Ziel. Sie versuchen gezielt die Stimmung in Sozialen Netzwerken zu beeinflussen. Oder anders formuliert: Chatbots sind nützliche Helfer, zu deren Nutzung man sich bewusst entscheidet, Socialbots sind Werkzeuge, deren Einsatz oft unerkannt bleibt und man kaum Möglichkeit hat ihnen auszuweichen.

Chatbots – automatisierte Kommunikation & Interaktion

Die Einsatzmöglichkeiten von Chatbots sind vielfältig. Sie können unter anderem dazu genutzt werden, Nachrichten zu verbreiten. Die NY Times hatte zum Beispiel einen Bot anlässlich des US-Wahlkampfs veröffentlicht, der automatisiert und auf die eigenen Bedürfnisse (z.B. Häufigkeit) abgestimmt, über neueste Entwicklungen berichtet hat. Der amerikanische TV-Sender CNN hat ebenfalls einen eigenen Bot im Repertoir, der über Nachrichten aus aller Welt informiert. In Deutschland sind Chatbots zurzeit noch eine Randerscheinung. BILD nutzt einen Bot beispielsweise, um Nutzer über die Ergebnisse des Lieblingsvereins zu informieren.

Das Besondere an einem Chatbot ist, dass er quasi eigenständig kommuniziert, sich Präferenzen und Verhalten seines Nutzers anpassen kann und dazu in der Lage ist, auf Befehle zu reagieren. Es findet also eine automatisierte Kommunikation und Interaktion zwischen einem Anbieter und einem Konsumenten von Nachrichten statt. Dabei produziert der Chatbot keine eigenen Inhalte, sondern greift auf die bereits vorhanden Informationen in einem bestimmten Nachrichtenportal zurück. Noch stecken Chatbots in den Kinderschuhen und es wird noch dauern, bis sie sich verbreitet und etabliert haben. Aber das ist nur eine Frage der Zeit.

Socialbots – gezielte Stimmungsmache in Sozialen Netzwerken

Die Verbreitung von Socialbots in Sozialen Netzwerken ist unumstritten. Im US-Wahlkampf dürften sie nicht unerheblichen Einfluss genommen haben, wie unterschiedliche amerikanische Medien einstimmig berichten. Das MIT Technology Review schätzt beispielsweise, dass 20 Prozent aller Tweets mit Bezug auf den Wahlkampf von Bots kamen. Eine Untersuchung britischer Wissenschaftler hat ergeben, dass Socialbots auch während der Debatte über den Brexit eingesetzt wurden. Sie sollen die Befürworter eines Austritts Großbritanniens aus der EU unterstützt haben. In Deutschland ist deshalb eine Diskussion über den Umgang mit Socialbots entbrannt. Alle Parteien außer der AfD haben bereits erklärt auf ihren Einsatz im Bundestagswahlkampf 2017 zu verzichten. Aber warum löst der Einsatz von Socialbots eine Kontroverse aus?

Kritiker befürchten einerseits, dass Socialbots gezielt Stimmungen schüren und Statistiken verfälschen. Andererseits wird es zunehmend schwerer, Socialbots ausfindig zu machen und festzustellen wo sie eingesetzt wurden. Damit wird die Glaubwürdigkeit von Diskussionen und Meldungen in Sozialen Netzwerken gänzlich hinterfragt. Es besteht die Gefahr, dass Mensch manipuliert werden und sich durch falsche Informationen in die Irre führen lassen. Die Tragweite dieser Entwicklung ist nicht vorhersehbar, jedoch beunruhigend angesichts der Tatsache, dass Soziale Netzwerke eine immer größere Rolle im Leben vieler Menschen spielen.

Keine einseitige Diskussion führen

Trotz der problematischen Entwicklung von Socialbots, sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass intelligente Bots nicht nur eine Gefahr sind, sondern vielmehr eine Chance sein können. Chatbots sind eine zukunftsweisende Richtung im Umgang und Konsum von Nachrichten. Politische Akteure können sie nutzen, um Anhänger zu informieren und mit ihnen zu interagieren. Informationen werden so individualisiert und personalisiert. In einer Zeit schier grenzenloser Nachrichtenflut können Chatbots damit eine wichtige und nützliche Aufgabe übernehmen. Die Diskussion über den Umgang mit Bots sollte nicht einseitig geführt werden, sondern ergebnisoffen und viele Möglichkeiten berücksichtigen.

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Bernd Roschnik

Bernd Roschnik

Redakteur bei appstretto
Nach seinem Studium der Kulturwissenschaften hat Bernd Erfahrungen im Bereich Public Affairs und Public Relations gesammelt. Seit kurzem vervollständigt er seine akademische Vita und studiert Religion und Kultur an der Humboldt Universität. Außerdem unterstützt er nach Kräften appstretto. Sein besonderes Interesse gilt der Digitalisierung von Politik und die damit verbundenen Entwicklungen.
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