Selbst Politiker könnten eines Tages von einer Künstlichen Intelligenz ersetzt werden, meint zumindest die Datenexpertin und Buchautorin Yvonne Hofstetter in ihrem Buch „Das Ende der Demokratie“.  Vor diesem Hintergrund sorgt die Ankündigung von Fukoku Mutual für Aufsehen: Das japanische Versicherungsunternehmen hat sich dazu entschlossen, die Arbeit von mehr als 30 Mitarbeitern künftig von einer Künstlichen Intelligenz erledigen zu lassen (FAZ). Die Angestellten sind jetzt arbeitslos, weil eine Maschine effizienter und kostengünstiger arbeiten kann.

Die Roboter packen auch die weißen Kragen

Entgegen der landläufigen Meinung sind nicht ungebildete Fabrikarbeiter in China bedroht von einem Roboter ersetzt zu werden. Tatsächlich sind es Angestelltenberufe, sogenannte „White-Collar“-Jobs, denn hier rentiert sich die Investition in eine teure Maschine deutlich schneller als bei einem schlecht bezahlten Fabrikarbeiter.

In den USA arbeitet bereits der erste Roboter als Anwalt – und das 24 Stunden am Tag. Der ungewöhnliche Kollege heißt Ross und erledigt zunächst nur Hilfsarbeiten. Dank Künstlicher Intelligenz lernt er jeden Tag dazu und könnte so in Zukunft einen teuren Kollegen aus Fleisch und Blut ersetzen.

Der digitale Politiker von morgen

Aber kommen bald digitale Politiker? Die rasante technische Entwicklung sollte nicht unterschätzt werden. Die Universität Massachusetts Amherst hat zum Beispiel eine Künstliche Intelligenz entwickelt, die grammatikalisch korrekte und gut strukturierte politische Reden schreiben kann.

Erste Schritte unternimmt auch die japanische Regierung. Das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie arbeitet versuchsweise mit Künstlicher Intelligenz, um Staatsbedienstete zu entlasten. Die KI soll dabei helfen Antworten auf Anfragen an das Ministerium zu formulieren. Zugegeben, diese Aufgaben sind mehr Unterstützung denn Ersatz für  Politiker. Dennoch zeichnet sich ein unaufhaltsamer Trend ab – aber nicht nur zum Schlechten.

An einem Robo-Politiker ist nicht alles schlecht

Spinnt man diese Gedanken weiter gibt es durchaus Argumente, die für die Verwendung von Künstlicher Intelligenz in der Politik sprechen. Digitale Politiker wären zum Beispiel 24/7 erreichbar, könnten im Handumdrehen und ohne Pause Anfragen oder Verwaltungsunterlagen verarbeiten,und das zu jeder Zeit. Gleichzeitig wären sie nicht korrumpierbar und dazu in der Lage, unterschiedliche Interesse abzuwägen, und zum Wohle aller entscheiden, zumindest gemäß ihrer programmierten Werte. Lobbyisten wie NGOs hätten es somit schwerer, Partikularinteressen ohne fundierte Argumente durchzusetzen.

Bis es soweit ist werden wahrscheinlich noch ein paar Jahren vergehen. Für Experten wie Yvonne Hofstetter sind daher nicht die digitalen Politiker der Zukunft die drängendste Herausforderung für die Demokratie, sondern der zunehmend Gebrauch von Social Bots in Sozialen Netzwerken. Denn hier wird Künstliche Intelligenz bereits heute genutzt, um öffentliche Meinung zu beeinflussen.

Schon jetzt müssen wir uns also damit befassen, welche Werte wir in eine programmierte Logik einfügen, und wer am Ende für die Ergebnisse verantwortlich ist.

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Bernd Roschnik

Bernd Roschnik

Redakteur bei appstretto
Nach seinem Studium der Kulturwissenschaften hat Bernd Erfahrungen im Bereich Public Affairs und Public Relations gesammelt. Seit kurzem vervollständigt er seine akademische Vita und studiert Religion und Kultur an der Humboldt Universität. Außerdem unterstützt er nach Kräften appstretto. Sein besonderes Interesse gilt der Digitalisierung von Politik und die damit verbundenen Entwicklungen.
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