Horst Seehofer hat im ZDF ein Machtwort gesprochen oder besser klargestellt, was er noch kurz vorher offen gelassen hat: Er wünscht sich einen starken CSU-Vorsitzenden in Berlin. Und er will es nicht sein:

„Ich wäre bereit, mein Amt als Parteivorsitzender nächstes Jahr im November zur Verfügung zu stellen. Wenn es nötig wäre auch früher“, so Seehofer.

Er plant also eine Ämtertrennung. Ob es sich hier um eine klare Kronprinzen- oder Kronprinzessinnen-Regelung handelt, lässt er offen. Denn noch vor vier Jahren hat er die damalige Bundesministerin Ilse Aigner zurück nach München geholt, um sie als Nachfolgerin in Bayern aufzubauen. Sein innerparteilicher Rivale und als Favorit gehandelter Nachfolger als Ministerpräsident, der bayerische Finanzminister Markus Söder, soll einen Wechsel nach Berlin ablehnen.

Er äußerte sich zudem kritisch zu den Plänen von Seehofer:

„Man kann zwar alles strategisch diskutieren, aber Horst Seehofer hat einmal selbst gesagt, dass die Kraft der CSU in der Vereinigung der beiden Ämter liegt. Das war in der Vergangenheit so, und das Modell hat auch ganz gut funktioniert“, sagte Söder dem Bayerischen Rundfunk.

Freud, Seehofer, Söder, Collage von wahl.de, CC BY-SA 3.0

Wie geht es nun weiter?

wahl.de hat sich an einer Aufstellung aller möglichen Kandidaten versucht und lässt darüber abstimmen.

Eine wirkliche offene Nachfolgediskussion scheinen alle Beteiligten abzulehnen. Doch wenn Seehofer am 4. November zum Parteitag lädt, wird es wohl kein anderes Thema geben.

Folgende Szenarien sind denkbar:

  1. Einer der potentiellen Kandidaten wird Parteivorsitzender, Spitzenkandidat und CSU-Minister im neuen Kabinett Merkel oder wird gleich nach der Wahl wieder gestürzt, da diese aus Unions-Sicht nicht erfolgreich war. Spitzenkandidat für Bayern 2018 wird jemand anders und dann auch folglich Ministerpräsident.
  2. Der neue starke Mann oder die neue starke bayerische Frau in Berlin wechselt mit der gewonnen Bundestagswahl postwendend zurück nach München und bestreitet dort die Landtagswahl und vereinigt beide Ämter wieder.
  3. Die potentiellen Nachfolger lassen sich nicht auf die Seehofer-Spielchen ein. Die Ämter bleiben gebündelt und ein Wechsel wird erst Ende 2017 eingeleitet.
  4. Seehofer hat keine Lust mehr auf den Thronwechsel und behält einfach beide Ämter: Lang lebe der König!
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Sebastian Schmidtsdorf

Sebastian Schmidtsdorf

Head of PR bei Civey
Bei wahl.de seit 2013. Mitherausgeber wahl.de-Buch #BTW13 Themen, Tools und Wahlkampf. Leiter Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit bei Civey. Leidenschaftliche "fragerei by dorfgeschrei".
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