Das dritte Wahlen nach Zahlen schaut auf die Details der Landtagswahl im Saarland, feiert die Rückkehr der Volkspartei und stellt fest, das Wählerwanderungen und merkelnahe Wahlkämpfe durchaus schwierig zu fassen sind.
Roggenkamp / wahl.de: Hallo Rainer, schön, dass wir uns jetzt hier zum dritten Mal zu „Wahlen nach Zahlen“ treffen können. War ja gestern keine lange Nacht.
Wer hat denn jetzt im Saarland gewonnen?
Faus: Im Saarland hat mal ziemlich eindeutig die CDU gewonnen. Also deutlicher Sieg, viel deutlicher als erwartet!
wahl.de: Hat die SPD jetzt verloren? Oder eigentlich besser als erwartet abgeschnitten?
Faus: Sie hat schlechter abgeschnitten als ein paar Tage vorher noch erwartet … Sie hat besser abgeschnitten, als man im Januar erwartet hätte.
wahl.de: Hat der AKK-Zug jetzt den Schulz-Zug gerammt?
Faus: Definitiv hat er in den letzten Tagen, in den letzten ein-zwei Wochen Speed aufgenommen, der AKK-Zug.
Es ist ja jetzt auch so, dass man als kleiner Koalitionspartner in einer Großen Koalition nicht unbedingt immer als Wahlgewinner hervorgeht.
Da haben sich vermutlich verschiedene Effekte – also kleiner Koalitionspartner, Schulz-Effekt – ausbalanciert.
Man hat da wahrscheinlich mit ein bißchen mehr gerechnet, aber jetzt durch die sich ausbalancierenden Effekte hätte es auch schlimmer kommen können. Hätte auch besser kommen können. Aber man wird damit leben …
Mit Blick auf die Bundespolitik ist es erstmal so, dass es den Wähler – glaube ich jetzt erstmal – periphär tangiert, was da im Saarland passiert ist.
Allerdings hat es natürlich einen psychologischen Effekt auf die Parteizentralen, und auch auf was da intern passiert.
In der CDU ist es ganz offensichtlich so, dass man da jetzt ein bißchen Aufwind hat, erstmal den Schulz-Zug gebremst sieht – auch wenn natürlich bundespolitisch die SPD nach wie vor nördlich der 30 Prozent liegt.
Allerdings stärkt es auch das Merkel-Lager, also insofern, als das Annegret Kramp-Karrenbauer jetzt eben mit einem merkelnahen Wahlkampf 40 Prozent geholt hat. Und das wird natürlich dem Merkel-Lager Auftrieb geben, den Stimmen die sagen „Wir müssen die Partei weiter nach rechts rücken“ wird es ein bißchen das Gegenteil von Auftrieb geben … also Abtrieb.
Die Bindekraft der Volksparteien ist da ganz eindeutig da. Die AfD ist im Saarland nochmal ein bißchen anders, insofern würde ich jetzt nicht sagen, dass es die CDU war, schon gar nicht Kramp-Karrenbauer, die ja eigentlich eher eine mittige CDU-Politikerin ist, und keine, die am rechten Rand fischt.
wahl.de: Es gibt ja einige Kommentare, die sagen, die Angst um Rot-Rot hat doch einen deutlichen Einfluss auf das Wahlergebnis gehabt. Siehst Du das ähnlich? Gibt es da Anlässe für?
Faus: Was ja die FDP versucht hat ist, zu sagen, Rot-Rot wird nur mit der FDP verhindert, im Landtag. Das zumindest hat mal nicht funktioniert. Man war ja ganz offensichtlich auf konservative Stimmen aus. Also das große strategische oder taktische Wählen ist da ein bißchen ausgeblieben.
Aber die FDP hat es jetzt auch nicht leicht im Saarland, weil einfach da diese Jamaika-Koalition noch nachhallt.
Der CDU kann man, im Sinne von Mobilisierung, jetzt wenig Vorwürfe machen, offensichtlich hat es sehr gut funktioniert bei der CDU.
Es ist jetzt natürlich auch hier so, dass die Wahlbeteiligung natürlich die Volksparteien, ja schon beide, in gewisser Weise gestärkt hat. Also die Volksparteien, das ist ja eigentlich fast „The return of the Volkspartei“ mit 70 Prozent.
wahl.de: Wo sind denn die Piratenwähler hingewandert?
Faus: Wählerwanderungen sehe ich ganz grundsätzlich ein bißchen kritisch, weil die ja auch darauf beruhen, dass man die Leute fragt „Was habt Ihr denn beim letzten Mal gewählt?”. Und da sagt jetzt die Forschung, dass es ein relativ schwieriges Feld ist, weil der Wähler gerne vergisst – oder sich auch eben an die letzte Wahl erinnert, die dann eben keine Landtagswahl war.
wahl.de: Aber jetzt im Ergebnis: die Saarlandwahl hat verschiedene Impulse gegeben, aber nicht bahnbrechend bundespolitisch …
Faus: Also ich würde jetzt nicht sagen, dass es ein „Game Changer“ ist, auch, weil ja im Endeffekt alles beim Alten bleibt sehr wahrscheinlich, mit dieser Großen Koalition. Es gibt ja kaum eine andere Möglichkeit.
wahl.de: Haben die Prognosen das nicht schon angedeutet?
Faus: Die Frage ist ja, waren die Umfragen vielleicht nicht ganz akkurat im Vorfeld? Oder haben einfach viele Wähler sich erst sehr spät entschieden?
Man kann mit Wahlkampf einen Unterschied machen, wenn man relativ klar macht für was man steht. Es tut sich in den letzten Tagen doch immer sehr viel. In der Regel entscheiden sich Menschen auch immer später, wen sie wählen. Man muss also bis zum Schluss auch um jede Stimme kämpfen.
Wenn man Leute einen Tag vor der Wahl fragt, 1000 Leute, dann wissen 200-300 noch nicht, wen sie wählen werden. Und das wird eine Herausforderung bleiben, es wird auch spannend für die nächsten beiden Landtagswahlen.
wahl.de: Dazu dann mehr Ende April.
Faus: Wunderbar, freue ich mich drauf.
Faus: Dann Danke, und Tschüss.
Danke, Tschüss.
Klas Roggenkamp
Neueste Artikel von Klas Roggenkamp (alle ansehen)
- Stell dir vor es ist Wahl und Google macht daraus eine Retro-Party - 10. August 2017
- Steuerzahlergedenktag – und die harten Zahlen - 19. Juli 2017
- Wahlen nach Zahlen #5 – Exit-Polls und Erkenntnisse - 24. Mai 2017
0 Kommentare
Kommentar schreiben