wahl.de spricht mit den Kampagnenverantwortlichen der Parteien über ihre Strategien zur Europawahl. Was haben sie im Netz geplant, wie präsentieren sie ihre Kandidaten und wie arbeiten sie mit den Parteien auf europäischer Ebene zusammen? Nach Robert Heinrich von den Grünen und Matthias Höhn von DIE LINKE haben wir nun mit dem Bereichsleiter Marketing und Interne Kommunikation der CDU, Oliver Röseler, gesprochen.

wahl.de:
Herr Röseler, was ist Ihre Aufgabe bei der CDU-Kampagne zur Europawahl?

Oliver Röseler:
Ich leite den Bereich Marketing und Interne Kommunikation. Dieser steuert in Zusammenarbeit mit unseren Agenturpartnern den kreativen Auftritt zur Europawahl und die Mediakampagne. Außerdem werden dort der Onlinewahlkampf einschließlich Social Media sowie die Materialien und Werbemittel für die Partei verantwortet.

Gezielte Mobilisierung durch Direktmarketing in der Schlussphase

wahl.de:
Mit welchen Kampagneninstrumenten wollen Sie erreichen, dass mehr Menschen wählen gehen als 2009? Wie wollen Sie Lust auf Europa machen?

Oliver Röseler:
Unser Ziel ist eine hohe Wahlbeteiligung. Deshalb setzen wir neben einer reichweitenorientierten Mediakampagne vor allem auch auf gezielte Mobilisierung durch Direktmarketing in der Schlussphase.

wahl.de:
Sie setzen mit ihren Plakaten auf Angela Merkel. Wie kam es dazu?

Oliver Röseler:
Wir setzen mit unseren Plakaten vor allem auf die zentralen Inhalte – Wachstum und Arbeitsplätze, solide Finanzen und stabiler Euro sowie Chancen für alle. Das stand im Zentrum der Großflächenplakatierung in den ersten beiden Wellen. Die Bundeskanzlerin ist auf einem von vier Plakaten im A1/A0-Format abgebildet und wird in der Schlussphase ebenso wie unser Spitzenkandidat David McAllister auf Großflächen zu sehen sein. Die Deutschen sehen in Angela Merkel ihre wichtigste Vertreterin auf europäischer Ebene und stehen mit großer Mehrheit hinter ihrem erfolgreichen Kurs in Europa.

Die SPD reduziert ihren Wahlkampf vollständig auf Martin Schulz.

wahl.de:
Was versprechen Sie sich von der Personalisierung?

Oliver Röseler:
Diese Frage müssen Sie wohl eher an die SPD richten, die ihren Wahlkampf vollständig auf Martin Schulz reduziert.

wahl.de:
Warum setzen sie wieder auf fast die gleichen Bildelemente und Slogans wie zur Bundestagswahl?

CDU-Generalsekretär Peter Tauber bei der Vorstellung der Plakate zur Europawahl

Oliver Röseler:
Wir setzen wie bei der Bundestagswahl auf die Themen, die den Menschen am wichtigsten sind. Und das sind auf europäischer Ebene die gleichen wie in Deutschland. Und die erfolgreiche Werbelinie zur Bundestagswahl haben wir weiterentwickelt. Im Gegensatz zu den Farbexperimenten anderer macht uns das klar erkennbar.

wahl.de:
Was haben Sie zur Europawahl im Netz geplant?

Oliver Röseler:
Wir werden alle Möglichkeiten nutzen, um über unsere eigenen Online-Angebote und Social Media unsere Anhänger zu mobilisieren. Mit Peter Tauberals Generalsekretär haben wir dabei zusätzliche Stärke gewonnen.

wahl.de:
Welche Zielgruppe wollen Sie speziell im Netz ansprechen?

Oliver Röseler:
Wir sprechen als Volkspartei auch im Netz alle Alters- und Bevölkerungsgruppen an. Wir reden hier doch längst von einem Massenmedium.

wahl.de:
Setzen Sie Onlinewerbung für ihre Kampagne ein? Wenn ja, über Google Ads, Facebook Ads oder Bannerwerbung?

Oliver Röseler:
Wir nutzen alle genannten Möglichkeiten.

Der Hörfunkspot als Innovation im Europawahlkampf

wahl.de:
Was ist Ihre größte Innovation im Europawahlkampf nach dem sprechenden Merkelplakat?

Oliver Röseler:
Unsere Hörfunkspots.

Europawahlen sind für CDU-Mitglieder immer etwas ganz besonderes.

wahl.de:
Wie wollen Sie die eigenen Mitglieder motivieren und mobilisieren?

Oliver Röseler:
Wir haben früh begonnen, in der internen Kommunikation die Grundlagen dafür zu legen, auch durch eine breite Mitgliederbeteiligung am Wahlprogrammprozess. Die CDU-Basis ist sehr motiviert. Europawahlen sind für CDU-Mitglieder immer etwas ganz besonderes. Wir werden alle Möglichkeiten, von den Kundgebungen der Parteivorsitzenden bis zu Social Media-Maßnahmen, nutzen, um besonders in der Schlussphase eine hohe Mobilisierung zu erreichen.

Die CDU ist die Kommunalpartei Nummer eins.

wahl.de:
Wie beeinflussen die gleichzeitig stattfindenden Kommunalwahlen und auch der Volksentscheid in Berlin ihre Kampagnenplanung?

Oliver Röseler:
Die CDU ist die Kommunalpartei Nummer eins. Die Kommunalwahlen sind ein zusätzlicher Mobilisierungsschub, den wir auch für die Europawahl nutzen wollen. Wir haben uns mit den kommunalwahlführenden Landesverbänden eng abgestimmt, damit das Wasser auf beide Mühlen läuft.

wahl.de:
Wie funktioniert denn die Zusammenarbeit mit der EVP bei der Kampagne? Ist im Verlauf des Wahlkampfes noch eine Verzahnung in Form von gesamteuropäischen Kampagnenelementen geplant?

Oliver Röseler:
Wir arbeiten sehr eng mit der EVP zusammen und es gibt bereits zahlreiche gemeinsame Maßnahmen. Der EVP-Spitzenkandidat Jean-Claude Juncker war bei unserem Europaparteitag zu Gast, er tritt in diesem Wahlkampf insgesamt sieben Mal in Deutschland auf, unter anderem auf gemeinsamen Kundgebungen mit der Parteivorsitzenden.

wahl.de:
Wie spiegelt sich Peter Taubers Ausspruch "Getrennt marschieren, vereint schlagen!" in ihrer Kampagne wider?

Oliver Röseler:
CDU und CSU führen eigenständige Kampagnen in enger und freundschaftlicher Abstimmung. Wir wollen diese Europawahl wie alle vorhergehenden gemeinsam gewinnen und die EVP wieder zur stärksten Kraft im europäischen Parlament machen. Das werden CDU und CSU mit einem gemeinsamen Wahlaufruf in der Schlussphase deutlich machen.

wahl.de:
Welches Ergebnis peilen Sie bei der Europawahl an?

Oliver Röseler:
Netter Versuch. Wir wollen unsere Anhänger bestmöglich mobilisieren. Wenn uns das wie im letzten Jahr gelingt, werden wir ein sehr gutes Ergebnis erzielen.

Oliver Röseler ist seit 2006 als Bereichsleiter Marketing und Interne Kommunikation im KAH verantwortlich für die Werbekampagnen zu bundesweiten Wahlen und für den Onlinewahlkampf. Der 44-jährige Jurist war zuvor in der Strategischen Planung und als Leiter des Internen Managements der Bundesgeschäftsstelle tätig. Von 1994 bis 1995 führte er als Bundesvorsitzender den Ring Christlich-Demokratischer Studenten.

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Sebastian Schmidtsdorf

Sebastian Schmidtsdorf

Head of PR bei Civey
Bei wahl.de seit 2013. Mitherausgeber wahl.de-Buch #BTW13 Themen, Tools und Wahlkampf. Leiter Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit bei Civey. Leidenschaftliche "fragerei by dorfgeschrei".
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