Am 25. Mai werden wir an die europäischen Urnen gerufen. Von Wahlkampf ist bisher noch nicht allzu viel zu spüren. Die Kandidaten stehen dennoch fest und wir haben mal geschaut, wie „Social Media“ sie sind. Wir haben dafür bei allen 456 Kandidaten der CDU/CSU, SPD, DIE LINKE, Bündnis 90/Die Grünen und der FDP untersucht, ob sie ein Profil bei Facebook, Twitter oder Youtube haben. Die einzelnen Kandidaten, Verbände, Themen und Streams sind auf unserer Europawahlseite zu finden. 

Großteil der Europakandiaten scheut noch die soziale Öffentlichkeit

163 der insgesamt 456 Kandidaten besitzen bisher noch kein Social Media Profil. Damit bilden die Verweigerer die größte Fraktion unter den Kandidaten. 149 haben ein Profil, 81 zwei, 43 Kandidaten haben drei Profile, 19 haben vier – und eine Kandidatin hat insgesamt 5 Profile. 

Mehr als die Hälfte der EP2014-Kandidaten hat ein Facebook-Profil, mehr als ein Viertel ist bei Twitter aktiv, rund 22 Prozent hat eine Facebook-Fanseite und 14,25 Prozent der Kandidaten besitzen einen YouTube-Channel. Damit ist das private Facebook-Profil noch ganz klar Spitzenreiter. Bei der Analyse fiel uns auf, dass die Privatsphäre bei diesen Profilen oft restriktiv eingestellt wurde. Die Europa-Kandidaten scheuen also bisher noch die soziale Öffentlichkeit. 

Die Union schickt 207 Kandidaten für Europa ins Rennen. 130 davon besitzen mindestens einen Social Media Account. Bei der SPD sind es 64 von 96 Kandiaten, DIE LINKE mit 14 von 20 Kandidaten. Bei der FDP haben 61 von 107 Kandidaten mindestens ein Social Media Profil. Die Grünen liegen, wie auch im Bundestag, mit 24 von 26 Kandidaten klar vorn. Die Parteien mit vielen Kandidaten haben natürlich den Vorteil, dass sie ihren Wahlkampf auch im Hinblick auf Social Media Kanäle auf mehreren Schultern verteilen. 

 

#EP2014: Social Media Profile pro Kandidat

Facebook Fanseiten eher flop – Profile zumindest bei der Hälfte top 

Nur wenige Europakandidaten nutzen bisher Facebook Fanseiten. Bei den Grünen liegt der Anteil der Facebook-Kandidaten bei über 50 Prozent, weit mehr als die 35,42 Prozent der SPD-Kandidaten. Mit großem Abstand sind nurmehr 20 Prozent der LINKEN, 16,43 Prozent der Union und magere 13,08 Prozent der FDP-Liste mit einer Fanpage auf Facebook erreichbar. Aber das ist kein Zeichen für eine Facebook-Abstinenz, denn jeweils rund 50 Prozent der Liste von Union, FDP, Linke und SPD verfügen zumindest über ein Facebook Profil. Auch hier übertrumpfen aber die Grünen zahlenmäßig: Sie bilden mit über 80 Prozent den Social Media Ausreißer.  

Die Top 10 wird von Martin Schulz angeführt, gefolgt von David McAllister von der CDU und Matthias Groote (SPD). Mit über 50.000 Fans hebt Martin Schulz auch die durchschnittliche sozialdemokratische Reichweite auf Facebook an: Rechnet man den Benchmark ohne die Erstplatzierten, dann führen wieder die Grünen (Schnitt: ca. 1800 Fans) das Reichweitenranking, nicht mehr so dicht gefolgt von der SPD (Schnitt: ca 1000 Fans). Bei CSU, LINKE und FDP macht die Facebook-Reichweite des Platz 1-Kandidaten keinen spürbaren Unterschied. Nur die CDU hat ihren McAllister-Effekt, ohne ihn sinkt die durchschnittliche Reichweite um die Hälfte, von dürftig zu unsichtbar.  

In der Gesamtreichweite kommt die CDU aber allein durch ihre vielen Kandidaten auf gut 48.000 Fans, was fast halb soviel ist wie die Reichweite der SPD, die 88.624 sozialdemokratische Likes zusammenbekommt. Die Grünen kamen zum Stichtag, den 5.3.2014, auf 28.720, die FDP auf 13.185 und DIE LINKE auf immerhin noch 3.055 Fans.

 

#EP2014: Facebook Seiten und Profile der Kandidaten

SPD stellt mit Martin Schulz den EP-Twitter-König, die Grünen liegen dennoch vorn

Fast 70 Prozent der Grünen Europakandidaten zwitschern und bilden damit das größte Twitter-Wahlkampfteam zur Europawahl. Danach ist erstmal Ruhe, nur 32 Prozent der SPD-Kandidaten sind auch auf twitter präsent. In der Statistik folgt die FDP mit rund 25 Prozent, LINKE mit 20 Prozent. Die rote Fahne trägt die Union mit 17,87 Prozent. 

Die Sozialdemokraten sind dank Martin Schulz auch bei Twitter ganz vorn, was die Reichweite angeht. Die Nutzung seines Profils für den Wahlkampf ist etwas umstritten, da es ja vorher das offizielle Profil des Präsidenten des Europaparlaments war. Aber Die SPD kann mit der Reichweite ihres Spitzenkandidaten ganz klar auf den Schulz-Effekt setzen und führt auch die Liste mit der durchschnittlichen Followerzahl von 3152 an. Wenn der Spitzenkandidat jedoch heraus gerechnet wird, dann bleiben mit durchschnittlich 656 Followern nur noch rund 20 Prozent übrig – und die Grünen liegen wieder klar vorn. Bei ihnen fällt die Spitzenkandidatin Rebecca Harms nicht wirklich ins Gewicht: Die Reichweite verteilt sich gleichmäßiger. Alle anderen sind bei der durchschnittlichen Twitter-Reichweite deutlich abgeschlagen. Die Spitzenkandidaten wirken sich auf den Durschnitt kaum aus, nur bei der CDU sinkt ohne die Spitze die Reichweite von 270 Followern auf 140. Interessanter Nebeneffekt: Die FDP tut sich mit ihrem Listenführer auf Twitter keinen Gefallen – er senkt die Durchschnittsreichweite sogar.  

In den Top 10, natürlich angeführt von Martin Schulz, belegen die Grünen fünf Plätze. Auffällig ist hier, dass die FDP, CDU und DIE LINKE es mit keinem Kadidaten in das Ranking schafften. 

Das Twitter-Schlusslicht bildet DIE LINKE. Die Kandidaten erreichen mit ihren 4 Profilen insgesamt nur 706 Personen. Die FDP schafft es auf 13.717, die Union auf 19.438 und die Grünen auf 53.322 Fans zum Stichtag. Spitzenreiter ist auch hier wieder die SPD mit 97.738 Fans. 

 

#EP2014: Twitter Profile nach Kandidaten

 

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Sebastian Schmidtsdorf

Sebastian Schmidtsdorf

Head of PR bei Civey
Bei wahl.de seit 2013. Mitherausgeber wahl.de-Buch #BTW13 Themen, Tools und Wahlkampf. Leiter Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit bei Civey. Leidenschaftliche "fragerei by dorfgeschrei".
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