Seit der Nominierung von Martin Schulz zum SPD- Kanzlerkandidaten befinden sich die Sozialdemokraten auf einem Höhenflug. 

Doch der Traum von einer rot-rot-grünen Koalition unter Führung der SPD könnte nun an anderer Stelle scheitern. Nachdem die Grünen ihr Spitzenduo gekürt haben, befindet sich das Gefolge von Özdemir und Göring-Eckardt bei 7 %, laut Forsa. Es ist der schlechteste Wert der Partei seit neun Jahren.

Özdemir liebäugelt mit Schwarz-Grün, Göring-Eckardt kommt als ehemalige Präses der Synode der Evangelischen Kirche Deutschlands ebenfalls aus der konservativen Ecke der Partei. Sie stehen nicht für r2g, weder bei der Themenwahl noch bei der persönlichen Wunschkoalition, und sprechen nicht mehr den linken Flügel ihrer ursprünglichen Wählerschaft an.
Die alten grünen Themen, Umweltschutz und ökologische Umstrukturierung, werden nicht mehr mit ihnen verbunden.

Grüne: Mehr Mitglieder, weniger Zustimmung

In der Diskussion um Asyl und den Umgang mit Flüchtlingen lobten Grüne stetig Merkels Arbeit und zeigten selten oppositionelle Forderungen und Alternativen zur Regierung.
Trotz geringer Zustimmung aus der Bevölkerung hat die Partei einen Erfolg zu vermelden: Im vergangenen Jahr konnte sie im Saldo 2178 Mitglieder hinzugewinnen und besteht nun aus knapp 61 600 Mitgliedern, so viele wie noch nie zuvor.

AfD: Flügelkämpfe statt überflügeln

Derweil wirken sich innerparteiliche Machtkämpfe und ein Ausschlussverfahren auf die Umfragewerte der AFD aus. Laut Forsa liegen sie bei 9 %, dem niedrigsten Stand seit dem Sommer.
Die Parteispitze hat mit einem möglichen Ausschluss von Thüringens Björn Höcke einen Machtkampf mit dem extrem rechten Flügel heraufbeschworen. Sein Parteifreund André Poggenburg aus Sachsen-Anhalt droht in diesem Falle mit seinem Austritt.
Alexander Gauland warf Parteichefin Petry vor, sich mit diesem Verhalten an die CDU anbiedern zu wollen. Höcke sei ein Hindernis für eine mögliche Koalition mit der Union.

Höcke hatte bei einer Kundgebung die Aufarbeitung der NS-Verbrechen als „dämliche Bewältigungspolitik“ bezeichnet. Wie die übrigen Parteien wird auch die AFD ein Opfer des „Schulz-Effekts“. Insbesondere unentschlossene Wähler wenden sich dem pro-europäischen Kanzlerkandidaten der SPD zu.
Die nächsten Wochen werden zeigen, ob der Hype um Schulz anhält. Dann muss sowohl die SPD als die Grünen Themen präsentieren, um im Wahlkampf gegen die CDU stand zu halten. Sollte die AFD Höcke tatsächlich rauswerfen, drohen ihnen dauerhafte Einbußen der Wählerschaft von rechtsaußen.

 

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Helena Serbent

Helena Serbent

Seit ihrem Volontariat bei Media Partisans arbeitet Helena Serbent für „wahl.de“ und moderiert bei ALEX Berlin die Talksendung „Kopf.Hörer“. Ihre Schwerpunkte sind Politik und Digitalisierung.