Schneller als geplant und mit einem medialen Knall hat die SPD ihren Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2017 gefunden. Den letzten Schubser soll laut ZEIT eine von Gabriel selbst beauftragte Umfrage gegeben haben. Die Zahlen der aktuellen Civey-Umfragen in Kooperation mit wahl.de verdeutlichen, was den Noch-Parteivorsitzenden bewegt hat.
59,6% der SPD-Anhänger wünschen sich Martin Schulz an der Spitze.
Gabriel kann nicht Kanzler
Nicht einmal ein Viertel der Deutschen können sich den derzeitigen Wirtschaftsminister als Kanzler vorstellen. Deutliche 78,2% der von Civey Befragten haben geäußert, dass sie in Sigmar Gabriel nicht den geeigneten Herausforderer von Angela Merkel sehen. Auch in der SPD-Anhängerschaft glauben 57,6% nicht daran, dass Gabriel der Richtige ist.
78,2 Prozent der Deutschen halten Sigmar Gabriel nicht für einen geeigneten Kanzlerkandidaten
Schulz bevorzugt, aber nicht begeistert
Die Zustimmung für Martin Schulz ist zwar deutlich, aber nicht eindeutig: 35,4% der Befragten gaben an, dass die SPD den profilierten EU-Politiker aufstellen sollten. Gerade einmal 14,7% sprachen sich für eine Spitzenkandidatur Gabriels aus. Einen ganz anderen Kandidaten bevorzugten 33,6% der von Civey in Kooperation mit wahl.de befragten.
Grüne und Linke besonders deutliche Gegner von Gabriel: macht er jetzt Platz für R2G?
Verantwortung für das Land, die Partei, R2G?
Auch in der eigenen Partei ist die Stimmungslage ziemlich deutlich. Unter den Anhängern der SPD sprechen sich fast 2/3 für Schulz aus (59,6%), gerade einmal jeder Fünfte hat sich zu einem Spitzenkandidaten Gabriel bekannt (19,6%). Die Schulz-Fraktion ist unter den Anhängern der anderen Parteien ebenfalls groß: Grünen-Anhänger bevorzugen auch mehrheitlich die Kandidatur von Schulz (53%), Anhänger der Linkspartei sprachen sich besonders deutlich (nur 6,3%) gegen Gabriel aus. Vor diesem Hintergrund kann man Gabriels Entscheidung auch deuten als Unterstützung einer Rot-Rot-Grünen Regierungsoption.
Personalkarussell dreht sich
Nicht erst durch Gabriels Rückzug stehen einige Personalien auf der SPD-Agenda: In wenigen Wochen soll Frank-Walter Steinmeier in der Bundesversammlung zum neuen Bundespräsidenten gewählt werden. Der dann frei werdende Posten des Außenministers soll von Gabriel besetzt werden, Vize-Kanzler im Kabinett Merkel könnte er so bleiben. Als neue Wirtschaftsministerin ist Brigitte Zypries im Gespräch, die ja bereits unter Schröder Justizministerin war. Schulz übernimmt mit der Spitzenkandidatur absehbar auch den Parteivorsitz, zuletzt war er Präsident des EU-Parlaments.

Klas Roggenkamp

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1 Comment
Schulz ist unverbraucht und kann daher andere Positionen beziehen als Gabriel. Tolle Entscheidung von beiden.
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