Was ist dran an der Politikverdrossenheit der Generation Y

Die sogenannte Generation Y, auch Millenials genannt, genießt nicht gerade einen guten Ruf im Vergleich zu den Vorgängergenerationen. Die Generation der zwischen 1980 und 1999 Geborenen sei passiver, angepasster, ja geradezu spießig und vor allem auch unpolitischer. Der Tagesspiegel spricht in Bezug auf die jüngste Sinus-Jugendstudie gar von der “Generation Mainstream”.

In Großbritannien lebte die Debatte über die Generation Y nach dem Brexit-Votum wieder auf. Die Jugend zeigte sich vielfach über den Ausgang der Wahlen empört, doch zeigte sich, dass nur 58 Prozent der 25 bis 34-Jährigen überhaupt ihre Stimme abgegeben hatten, von den 18 bis 24-Jährigen sogar nur ein Drittel.

Die Shell-Jugendstudie von 2015 widerspricht zumindest in Deutschland diesem Trend. Ihr zufolge sind Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren so politikinteressiert wie seit 20 Jahren nicht mehr (41% gegenüber 30% im Jahr 2002). 72 Prozent finden, dass die Beteiligung an Wahlen eine Bürgerpflicht ist.

Eine repräsentative Umfrage von Civey ergibt, dass immerhin 69,1 Prozent der 18 bis 29-Jährigen angeben, bei der nächsten Bundestagswahl wählen gehen zu wollen. Im Vergleich zu den anderen Altersgruppen haben hier aber auch die meisten kein Interesse an der Bundestagswahl (13,9%). In der deutschen Gesamtbevölkerung sind es hingegen nur 7,1 Prozent, die sagen, kein Interesse an den Wahlen zu haben. 73,6 Prozent wollen wählen gehen.

Bei den Millenials hat rot-rot-grün eine absolute Mehrheit

Der Jugend von heute wird gerne unterstellt, konservative und bürgerliche Werte zu vertreten. Dabei bedeutet konservativ aber nicht gleich CDU/CSU. Das ging bereits aus einer repräsentativen Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung von 2013 hervor. Civey bestätigt diese Aussage:

Ginge es nach den Millenials, so hätte rot-rot-grün momentan die absolute Mehrheit. Das ergibt die Civey-Sonntagsfrage im Auftrag von Spiegel Online. Die jüngste Altersgruppe (18-29 Jahre) der wahlberechtigten Deutschen ist dabei die einzige, bei der die SPD mit 31,3 Prozent derzeit auf mehr Stimmen als die Union (29,9%) kommt. Auch die Grünen können bei dieser Gruppe punkten und erreichen stolze 14,5 Prozent. Bei allen anderen Altersgruppen liegen sie im einstelligen Bereich. Insgesamt kämen bei den 18 bis 29-Jährigen SPD und Grüne zusammen mit der Linken (8,3%) auf 54,1 Prozent der Stimmen. Die AfD findet demgegenüber mit nur 4,2 Prozent den geringsten Zuspruch in dieser Altersgruppe.

SPON Wahltrend nach Altersgruppen

Martin Schulz liegt klar vor Merkel

Bei der Frage, wen die Deutschen nach der Bundestagswahl lieber als Bundeskanzler hätten – Angela Merkel oder Martin Schulz – kommt der Kandidat der SPD bei den jüngeren Deutschen mit 50,7 Prozent auf die höchste Zustimmungsrate unter allen Altersgruppen. Betrachtet man alle Wahlberechtigten, sehen 43,7 Prozent den SPD-Kandidaten momentan lieber als Bundeskanzler. Für Merkel stimmen 40,5 Prozent. Auch hier sind die Stimmen für die Kanzlerin bei den 18 bis 29-Jährigen mit 36,5 Prozent mitunter am niedrigsten.

Merkel vs. Schulz nach Altersgruppen

Mehrheit vertraut in den Schulzeffekt

Die 18 bis 29-Jährigen glauben auch als einzige Altersgruppe mehrheitlich an die Nachhaltigkeit des so genannten „Schulz“-Effektes. 50,1 Prozent rechnen damit, dass der aktuelle Aufschwung der SPD von längerer Dauer sein wird. Demgegenüber gehen nur 42,8 Prozent von einem kurzfristigen Aufschwung aus. In der Gesamtbevölkerung sieht es anders aus. Eine Mehrheit aller Deutschen (55,8%) glaubt, dass der SPD-Aufwärtstrend nur von kurzer Dauer sein wird. 36,9 Prozent denken, dass es sich um eine nachhaltigere Entwicklung handelt.


Bei den Umfragen von Civey handelt es sich um laufende Befragungen. Die repräsentativen Ergebnisse können je nach zeitlicher Differenz gegenüber denen im Widget schwanken. Zum Stand der Ergebnisermittlung am 07. Februar 2017 wurden mindestens 2.516 Teilnehmer_innen berücksichtigt. Der statistische Fehler der jeweiligen Gesamtergebnisse liegt zwischen 2,5 und 3,1 Prozent.

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Dorothee Herzog

Dorothee Herzog

Online-Redakteurin bei Civey
Dorothee Herzog ist seit November 2016 bei Civey. Die studierte Religionswissenschaftlerin war zuvor Mitherausgeberin einer Kulturzeitschrift in Sri Lanka und arbeitete in der Öffentlichkeitsarbeit für eine Umweltorganisation. Neben ihrer redaktionellen Tätigkeit betreut sie die Facebook-Community bei Civey.
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