Spätestens seit dem NSA-Skandal ist Sicherheit und der Schutz der Privatsphäre im Internet ein Thema, das die Öffentlichkeit bewegt. Im Juni 2013 hatte Edward Snowden geheime Dokumente enthüllt, die ein weltweites Netz von Spionagesystemen aufdeckten. Im Fokus der so genannten Five Eyes, die sich neben der NSA aus dem britischen Geheimdienst GCHQ und ihren Partnern aus Kanada, Australien und Neuseeland bildeten, standen nicht nur insgesamt 122 Regierungschefs, die von der NSA regelmäßig abgehört wurden. Snowdens Dokumente legen nahe, dass auch die deutsche Bevölkerung in größerem Umfang ausspioniert wurde. Eine detaillierte Liste der betroffenen Personen, Unternehmen und Politikern hat die Zeit zusammengestellt.
Die Privatsphäre im Netz ist gefährdet
Eine große Mehrheit macht sich Sorgen
Entsprechend sind viele Bürger_innen besorgt um die Sicherheit ihrer Daten im Internet. Das ergibt eine repräsentative Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag von Politik Digital.
Auf die Frage „Machen Sie sich Sorgen um Ihre Privatsphäre im Internet?“ antworteten 36,2 Prozent der Befragten mit „Eher ja“ und 27,8 Prozent sogar mit „Ja, auf jeden Fall“. Dem stehen insgesamt nur 33,7 Prozent gegenüber, die die Frage verneinten.
Besonders alarmiert zeigen sich die Anhänger der Grünen und der Linken. Über 72 Prozent fürchten hier um ihre Privatsphäre im Internet. Am wenigsten Sorgen machen sich die CDU-nahen Wähler. Hier sehen nur 56,4 Prozent ihre Privatsphäre gefährdet, während 41,1 Prozent gar nicht oder nur wenig besorgt sind.
Trotzdem tun viele Deutsche wenig zu ihrem Schutz
Angesichts dieser Zahlen ist es verwunderlich, wie wenig die Deutschen auf Sicherheit im Internet bedacht sind. Bei über 60 Prozent der Internetnutzer besteht ein verstärkter Aufklärungsbedarf beim Thema Datenschutz. Das geht aus dem seit 2014 jährlich erscheinenden DsiN-Sicherheitsindex hervor, der die digitale Sicherheitslage der deutschen Verbraucher misst und gleichzeitig Handlungsempfehlungen gibt.
Dabei werden die Onliner in vier verschiedene Gruppen eingeteilt: Fatalisten, Gutgläubige, Außenstehende und Souveräne. Besonders nachlässig gehen die Fatalisten mit ihren Daten um. Diese Gruppe zeichnet sich dadurch aus, dass sie Sicherheitsmaßnahmen unterlassen, obwohl sie sich besonders bedroht fühlen. Sie kennen zwar entsprechende Schutzmaßnahmen, zweifeln aber an deren Wirksamkeit. Ihnen gehören vor allem jüngere Nutzer unter 30 Jahre an, sie bilden knapp 18 Prozent aller Internetnutzer.
Anders bei den Gutgläubigen. Sie zeichnen sich durch ein niedriges Gefährdungsgefühl aus, glauben also, dass ihre Daten recht sicher im Internet sind. Sie sind überwiegend zwischen 30 und 59 Jahren alt und machen 30 Prozent aller Internetnutzer aus. Bei den gutgläubigen Nutzern zeigt sich die Schere zwischen Sicherheitskompetenz und -verhalten am deutlichsten. Obwohl sie über entsprechende Sicherheitsmaßnahmen Bescheid wissen, nutzt etwa ein Drittel dieser Nutzergruppe kein Anti-Viren-Programm (32,5 Prozent) und auch keine sicheren Zahlungssysteme im Netz (34,1 Prozent).
Mehr politisches Engagement gewünscht
Statt sich selbst zu schützen, erwarten die Bürger mehr Engagement von staatlicher Seite, zumindest wenn es um kriminelle Machenschaften im Netz geht. 72,8 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass die Politik zu wenig unternehme, um die Bürger vor Internetkriminalität zu schützen. Das geht aus einer weiteren Civey-Umfrage im Auftrag von Politik Digital hervor.
Auch hier sind es besonders die Anhänger der Grünen und der Linken, die ein entschiedeneres Handeln der Politik fordern. Über 81 Prozent sind hier der Meinung, dass für die Sicherheit der Bürger im Internet mehr getan werden muss. Auch bei den CDU-Anhängern sagen immerhin noch fast zwei Drittel: Die Politik setzt sich zu wenig für die Sicherheit der Bürger im Internet ein.
Bei den beiden Umfragen zum Thema Sicherheit im Internet handelt es sich um laufende Befragungen. Die Ergebnisse werden in Echtzeit aktualisiert und können daher von denen im Umfrage-Widget abweichen. Für die Umfrageergebnisse im Befragungszeitraum vom 21. bis 27. März 2017 wurden jeweils über 5.500 registrierte Teilnehmer berücksichtigt. Der statistische Fehler für die Gesamtergebnisse liegt bei jeweils 2,5 Prozent. Dieser Artikel wird in Kürze in ähnlicher Form auf Politik Digital veröffentlicht.
Dorothee Herzog
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