Wer sind eigentlich die neuen Abgeordneten im Bundestag? Wo kommen sie her? Was treibt sie an? Sind sie lieber auf Facebook oder Twitter? Wo surfen sie am liebsten? wahl.de fragt bei Dr. Katarina Barley (SPD) nach.
Dr. Katarina Barley erwarten als eine der Neuen im Bundestag gleich große Aufgaben. Sie ist von der SPD-Bundestagsfraktion zum Mitglied des Ältestenrates des Deutschen Bundestages benannt worden. Das Gremium setzt sich also nicht, wie der Name versprechen mag, völlig aus älteren und altgedienten Abgeordneten zusammen. Der Ältestenrat unterstützt den Bundestagspräsidenten Norbert Lammert bei der Vorbereitung und Führung der parlamentarischen Geschäfte.
Weiterhin wurde sie als Justiziarin und in den geschäftsführenden SPD-Fraktionsvorstand gewählt. Barley tritt damit die Nachfolge von Brigitte Zypris an. Das wohl schönste Geschenk erhielt sie am Tag vor ihrem 45. Geburtstag. Katarina Barley hielt am 18. November 2013 in der ersten Debatte nach der Konstituierung des Deutschen Bundestages bereits ihre erste Rede im Plenum zum Thema “Östliche Partnerschaft” der Europäischen Union. Ein Privileg, dass sonst keinem der Neuen vergönnt war.
Katarina Barley vertritt im Bundestag die Interessen der Region Trier und sieht durch die Nähe zu Luxemburg, Frankreich und Belgien in der Europapolitik vor allem eine integrative Rolle.
Sie informiert Interessierte per Facebook und flickr über ihre Arbeit. Eine Fanseite oder ein Twitterprofil hat sie bisher nicht, lacht aber gern über http://www.der-postillon.com/.
Bitte beschreiben Sie mit 5 Wörtern Ihren Wahlkreis
Grenz- und Großregion, Weinbaugebiet, Römerstadt, Moselregion, Universitätsstadt, Tourismus
Was sind Ihre politischen Schwerpunkte?
Sehr am Herzen liegt mir die Weiterentwicklung der Europäischen Union. In kaum einer zweiten Region Deutschlands spielt Europa eine so alltägliche Rolle wie in der Region Trier. Luxemburg, Frankreich und Belgien liegen nur einen Steinwurf entfernt. Nicht zuletzt auch deswegen spielt die Europapolitik in meinem Wahlkreis eine wichtige, weil integrative Rolle.
Trotz der zweifelsfrei erfolgreichen Vergangenheit des europäischen Zusammenschlusses wird jüngst, auch in Zusammenhang mit der Finanz- und Bankenkrise, der Charakter des Erfolgsmodells Europäische Union vielerseits angezweifelt. Deutschland kommt hier als größter Volkswirtschaft in Europa eine be- sondere Verantwortung zu. Deutschland kann es nur gut gehen, wenn auch Europa eine gute Zukunft hat. Frieden und Wohlstand kann Europa nur gemeinsam verteidigen. Ziel muss sein, Europa gestärkt aus der Krise zu herauszuführen – als ein Europa der Stabilität und des nachhaltigen Wachstums. Dabei ist das soziale Europa von gleichrangiger Bedeutung wie die Marktfreiheiten im Binnenmarkt. Damit Europa mehr Akzeptanz erfährt, müssen wir ein soziales und solidarisches Europa gestalten, das den Menschen neue Perspektiven und Chance eröffnet. Dazu bedarf es einer Entschlossenheit und Überzeugungskraft, für den europäischen Fortschritt einzustehen.
Was wollen Sie in dieser Legislatur erreichen?
In meiner ersten Wahlperiode im Bundestag möchte ich vor allem meinen Wahlkreis Trier gut in Berlin vertreten. Dazu gehört, dass ich mich für die Abschaltung des grenznahen französischen Pannenreaktors Cattenom einsetzen werde. Hier muss der politische Druck erhöht werden, damit es zu Gesprächen kommt, die endlich zum Erfolg führen. Gleiches gilt für die Verkehrsanbindung der Region – insbesondere wenn ich an die Schiene denke. Zu einer guten Vertretung des Wahlkreises gehört für mich außerdem, dass ich mir viel Zeit für die Probleme der Bürgerinnen und Bürger nehme. Dabei ist mir wichtig, dass der kontinuierliche Dialog zu gesellschaftlichen Institutionen und Gruppen erhalten bleibt.
Was war die wichtigste Entscheidung Ihrer Partei?
Die SPD hat sich seit ihrem 150-jährigen Bestehen immer für eine freie, gerechte und solidarischen Gesellschaft eingesetzt. Der SPD verdanken wir die ersten Sozialversicherungs- und Arbeitsschutzgesetze sowie das Frauenwahlrecht. 1933 war sie die einzige Partei, die den Mut hatte, gegen das Ermächtigungsgesetz Hitlers zu stimmen. Mit seiner Ostpolitik hat Willy Brandts entscheidend zur späteren Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten beigetragen. Es gibt aber nicht nur viele historische sondern und aktuelle Gründe, stolz auf die SPD zu sein. Jüngste Beispiele sind die Ablehnung Gerhard Schröders, an dem Irak-Krieg teilzunehmen. Und ganz aktuell die Durchsetzung des Mindestlohns im Koalitionsvertrag.
Wer sind Ihre politischen Vorbilder?
Anlässlich seines Todes ist Nelson Mandela weltweit gewürdigt worden. Ich frage mich manchmal, wie ein Mann wie er im politischen Deutschland wahrgenommen worden wäre. Wahrscheinlich wäre ihm „Gutmenschentum“ und Naivität vorgehalten worden. Für mich ist er ein Großer, weil er Unrecht nicht mit Unrecht vergolten, sondern in Versöhnungsarbeit umgewandelt hat.
Welches soziale Netzwerk benutzen Sie am liebsten und warum?
In Facebook gehe ich täglich. Es macht Spaß, andere am meinem Alltag als Politikerin teilnehmen zu lassen. Denn vielen Bürgerinnen und Bürgern ist es gar nicht so klar, was ein bzw. ihr Abgeordneter alles macht. Außerdem freue ich mich sehr über das Feedback und auf die Einblicke in andere Lebenswelten.
Welche Website besuchen Sie am häufigsten?
Neben Facebook checke ich die Nachrichten auf den gängigen Seiten der Tages– und Wochenzeitungen. Außerdem mag ich der-postillion.com.
Nennen Sie uns Ihr Lieblingszitat oder Ihr persönliches Motto.
Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen. (Guy de Maupassant)
Sebastian Schmidtsdorf
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