Die Wahlkampfmaschinerie nimmt an Fahrt zu. Blogs werden bespielt, Facebook und Twitter unaufhaltsam gefüttert und bald lächeln uns die Kandidaten auf Plakaten vom Laternenpfahl an. Doch an einer nicht unwichtigen Stelle hakt es noch. Laut einer Bitkom-Umfrage informieren sich 60 Prozent der Bundesbürger über politische Themen im Web. Doch wo und wie kommen sie zu ihren Informationen? Die Studie besagt, wer das Internet als Informationsquelle für politische Inhalte nutzt, steuert in erster Linie die Webseiten der klassischen Medien an: 84 Prozent informieren sich auf den Nachrichtenseiten von Spiegel, FAZ, Welt, n-tv etc. Nur 25 Prozent nutzen die Internetpräsenzen der politischen Parteien und nur 12 Prozent die Webseiten einzelner Politiker.  

  • Ja, aber wie kommt der interessierte Bürger auf solche Webseiten?
    Er benutzt Google!
  • Was wird er suchen?
    Themen, die ihm wichtig sind!
  • Was findet er?
    Keine Parteien!
  • Warum ist das so?
    Die Seiten der Parteien sind nicht konsequent suchmaschinenoptimiert oder hatten erst vor kurzem einen Relaunch.

Also versuchen wir mal ein durchschnittliches Suchverhalten zu simulieren. Man ist vor allem an Themen interessiert, starten aber recht einfach mit dem Begriff „Bundestagswahl”. Laut Google wird nach diesem Wort monatlich 110.000 mal gesucht. Die Ergebnisliste ist ernüchternd und ein Spiegelbild der Bitkom-Umfrage. Auf Seite eins und zwei tummeln sich vor allem die großen Newsportale der klassischen Medien. Erst auf der dritten Seite findet man die Piratenpartei. Leider leitet uns der Link zu keiner Übersichtseite zur Bundestagwahl, sondern nur zu einer Auflistung von Artikeln. Wenn man den Suchbegriff eingrenzt auf „Bundestagswahl 2013” gelangt man zu einer ähnlichen Trefferliste. Immerhin: auf Seite zwei warten wenigstens die Grünen mit ihren Infos zum Bundestagswahlprogramm

Die vorderen Ränge belegen Newsportale und Ministerien

Ok, wenn man nun direkt nach den Parteien und ihren Angeboten suchen sollte und die Anfrage dementsprechend verfeinert, dann landet man auch auf den Parteien-Webseiten. Aber in Zeiten von Parteienverdrossenheit und Mitgliederschwund interessieren sich die Bürger doch, so könnte man denken, für Themen. Also was sind die Themen der Bundestagswahl?

Jan Böttger hat für uns bereits mögliche Themen identifiziert: Energiewende, Pflege, Verbraucherschutz und Steuern. Für die „Energiewende” und die „Pflege” finden sich auf den ersten zehn Seiten … keinerlei Parteien. „Verbraucherschutz” liefert zumindest auf Seite drei Resultate der Bundestagsfraktionen von SPD und Grünen während es bei der Suche nach „Steuern” dann doch wenig überraschend die FDP auf Seite zwei schafft. Die vorderen Ränge belegen wieder die großen Newsportale sowie Ministerien und Verbände. Man könnte hier dagegen halten, dass die großen Massenmedien mit ihrer Vielzahl von Inhalten punkten, aber auch die Parteien verfügen über eine große Menge an Content. Dieser muss nur suchmaschinengerecht aufbereitet werden. Interessant und verlinkenswert natürlich auch.

Schließlich ist es ist die Aufgabe von Parteien, Themen, Positionen und Personen sichtbar zu präsentieren. Auch Bürger, die nicht gezielt danach suchen, müssen angesprochen werden. Suchmaschinen an sich sind hierfür ein elementares Instrument. Microsites für bestimmte Themen könnten hier zum Beispiel eine Lösung sein. Die Parteien verschenken mit ihrer Unsichtbarkeit ansonsten ein großes Potential, was durch ein stringentes Konzept, Design und Redaktion einfach gehoben werden kann. Stattdessen werfen manche sogar noch mit viel Aufwand das bereits erreichte Standing über den Haufen. 

Diese Situation gab es bereits zur Bundestagswahl 2009. Die Parteien haben das Manko dann mit mehr oder weniger umfangreichen AdWords-Kampagnen ausgeglichen. Die Erkenntnis, dass der Onlinewahlkampf nicht auf den eigenen Seiten, Facebook-Pages oder Youtube-Channels gewonnen wird, gab es also schon damals. Wir werden uns die Qualität der Suchmaschinenoptimierung der Parteiseiten mit Hilfe des SISTRIX Sichtbarkeitsindex und die AdWords-Kampagnen im Laufe des Wahlkampfes noch mal genauer ansehen.

 

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Sebastian Schmidtsdorf

Sebastian Schmidtsdorf

Head of PR bei Civey
Bei wahl.de seit 2013. Mitherausgeber wahl.de-Buch #BTW13 Themen, Tools und Wahlkampf. Leiter Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit bei Civey. Leidenschaftliche "fragerei by dorfgeschrei".
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