Die Koalitionsverhandlungen sind durch, und die alten und neuen MdBs sammeln sich und ihre Mitarbeiter für den Start der neuen Legislaturperiode. Der Blick auf die digitale Präsenz des neuen Bundestags (nicht: bundestag.de!) lässt hoffen, dass sich ein wenig Schwung aus dem Online-Wahlkampf in die nun wieder anstehende Tagespolitik überträgt.

Aus den Recherche-Daten von wahl.de lassen sich die verschiedensten Vergleiche anstellen, wir haben zunächst mal damit begonnen, die Online-Präsenz von den neuen MdB mit dem scheidenden Bundestag zu vergleichen.

           Zahlen der Social Media Profile von MdB [PDF]

Der Trend ist deutlich

Auf den ersten Blick sieht man z.T. deutlich steigende Werte bei den MdBs mit Online-Profilen. Das sagt zunächst nicht viel mehr aus, als dass es hier Aktivität geben könnte … aber so kurz nach der Wahl ist die Hoffnung noch nicht ganz gestorben, dass auch die Mandatsträger die aufgebauten Netzwerke für sich zu nutzen wissen.

Der Vergleich zeigt ebenso wie die Liste der scheidenden MdB, dass auch in diesem Jahr sicher kein Mandat durch aktives twittern gewonnen wurde. Die deutlichen Mandatseinbußen bei der SPD stehen der doch überdurchschnittlichen digitalen Präsenz gegenüber – hier keinen kausalen Zusammenhang zu entdecken dürfte auch dem weniger geschulten Auge leicht fallen. Im Umkehrschluss hat aber auch niemand gegen den Wahlerfolg getwittert, denn schlußendlich gibt es alleine fast 40 neue twitternde MdB (Fakes nicht inklusive).

SPD absolute, FDP relative Spitze

Im Detail zeigen die Zahlen, dass in absoluten Zahlen die SPD-Fraktion nach wie vor die größte Online-Fraktion stellt, während die FDP im Verhältnis zur gesamten Fraktionsstärke online am aktivsten ist. Etwas überrascht waren wir vom starken twitter-Zuwachs bei der CDU/CSU-Fraktion. Hier haben wir während der heißen Phase des Online-Wahlkampfes meist nur eine herausragende Aktivität bei den Fakes des Spitzenpersonals wahrgenommen. Ebenso erstaunlich erscheint es, dass der relative Anteil bei Grünen und Linken für fast alle Plattformen gesunken ist, da hier umgekehrt zur CDU/CSU die "gefühlte" Aktivität besonders hoch war.

Alles in allem zeigen die Zahlen, dass ein größeres Potenzial für Online-Aktivität aus dem Bundestag besteht als bisher, auch wenn die Aktivität bisher eher das Gegenteil suggeriert. Hoffnung gibt nicht zuletzt der "Einzug" der zahlreichen Online-Aktiven in die Büros der frischgebackenen MdB, hier kann man viel Schwung und ein Mehr an Verständnis für den Online-Kanal an sich erwarten. Es muss ja nicht immer gleich digitale Partizipation sein – mehr Information und bessere Informationsaufbereitung sind wesentlich notwendiger. twitter & Co haben den Kandidaten als Person näher gebracht, jetzt sollen bitte diese "digitalen MdB" uns ihre Politik näher bringen. Die Kanäle sind da, und die Empfänger sind eingeschaltet.

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Klas Roggenkamp

Klas Roggenkamp

… macht wahl.de seit 2005, seit 2016 für appstretto. Verbindet Digital & Politik zu erfahrbaren Angeboten – technisch, inhaltlich, optisch. Wahlkampferprobt und agenturerfahren.
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