Wahltalks sind eigentlich eine Domäne des Öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Auch dieses Jahr werden ZDF und ARD Vertreter der Parteien einladen, die im September allen Umfragen nach in den Bundestag einziehen werden. Das große Spektakel ist natürlich das TV-Duell zwischen Angela Merkel und Martin Schulz am 3. September. Einen Tag später dürfen dann die anderen ran. Zuerst zeigt das Zweite einen Dreikampf zwischen Linken, Grünen und CSU, kurz danach stoßen im Ersten auch noch FDP und AfD zur bestehenden Runde. Soweit wie gehabt.
Den größeren Coup könnte jedoch diesmal der Privatsender Sat.1 landen. Der kommt den Öffentlich-rechtlichen nämlich mit einer eigenen Wahl-Debatte zuvor. Bereits am 30. August werden sich Katja Kipping, die Parteivorsitzende der Linken, Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt, FDP-Chef Christian Lindner, sowie AfD-Spitzenkandidatin Dr. Alice Weidel live einen Schlagabtausch liefern. Unter der Moderation von Claus Strunz sollen sich die Politiker den Fragen stellen, die nach Angaben des Senders von einem Meinungsforschungsinstitut als die wichtigsten ermittelt wurden. Sat.1 und Strunz kündigen an: „Nur bei uns geht es ganz konkret um die Fragen, die die Deutschen wirklich bewegen. Kein drum herumreden, als Anwalt der Zuschauer werde ich klare Antworten einfordern.“
Die hochkarätige Besetzung und der Zeitpunkt der Sendung lassen auf eine spannende Debatte hoffen und könnten dem Sender hohe Einschaltquoten bescheren. Für Alice Weidel ein Grund mehr, den Rundfunkbeitrag abzuschaffen. Sie moniert in einem Facebook-Beitrag, dass die Talk-Besetzung von ARD und ZDF keinen direkten Vergleich zwischen den Parteien erlaubt, da niemals Vertreter aller Parteien gleichzeitig eingeladen sind. Dass bei der Sat.1-Debatte ebenfalls CDU und SPD fehlen, scheint keinen Widerspruch darzustellen.
Nichtsdestotrotz sollte man diese Debatte nicht verpassen. Und wer weiß, macht Sat.1 seine Sache gut, könnten die Privatsender in Zukunft vielleicht wirklich in Konkurrenz zum ÖR treten, wenn es um Wahltalks geht.
Louis Koch
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