Fake News, Propaganda, Gerüchte. Es steht nicht gut um das Vertrauen in klassische Medien. In Zeiten der Digitalisierung haben Blogs á la Coleur Aufwind, die nicht nur die journalistische Berichterstattung untergraben, sondern auch ungeprüfte Behauptungen als „alternative Fakten“ präsentieren. Nun soll eine App helfen, eindeutige Fake-News zu erkennen.
iPhone als Grundlage
Das Produkt vom Verein „Neue Wege des Lernens e.V.“ nennt sich „Fake News Check“ und ist seit kurzem kostenlos in den App Stores verfügbar, für iOS und für Android.
Gefahr auf Twitter und Facebook
Der Entwickler erklärt sein Produkt schlicht so: „Neue Wege des Lernens e.V. unterstützt Schüler und Lehrer bei der Nutzung von digitalen Medien im Unterricht. Ein besonderes Anliegen des Vereins ist die Unterstützung von selbständigem und vernetztem Lernen mit digitalen Werkzeugen.“ Dazu zählen heute soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter, die vor allem von Schülern als Informationsquelle für Nachrichten dienen. Doch genauso unbedarft, wie diese an die neuen Quellen heran gehen, so leicht sind sie durch gezielte Propaganda zu manipulieren.
Digitale Vokabelliste
Die App möchte ungeschulten Augen eine Art Vokabelliste zur Verfügung stellen, um Nachrichten auf deren Authentizität zu überprüfen. Das Ganze funktioniert, wie eine Fremdsprache zu erlernen: Vokabeln pauken, Fragen beantworten.
„Fake News Check“ enthält einen Bogen mit 19 Fragen, zu der die Nutzer zu jeder Frage eine persönliche Einschätzung abgeben können. Wenn die Fragen beantwortet sind, gibt eine Auswertung über die Wahrscheinlichkeit einer Fake News. Die App stellt außerdem ein Glossar mit 29 Begriffen bereit. Diese stammen aus den Bereichen Politik, Journalismus und Netzkultur.
Außerdem gibt es eine Linkliste, um sich weiter mit professionellen Ressourcen zu informieren. So soll es allen Menschen möglich werden, Nachrichten auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen und einen kritischen Umgang mit Nachrichten zu ermöglichen.
Alles muss man selber machen
Ein bisschen erinnert die App an Computerspiele, mit denen man Kinder für Mathematik oder andere unbeliebte Schulfächer begeistern will. Der eigene Lernaufwand ist weiterhin gefragt, schließlich labelt die App keine Artikel, sondern ruft schlicht zum emanzipierten Denken im Netz auf. Wer sich nicht wirklich mit den journalistischen Grundwerten der Recherche und Wahrheitsverpflichtung auseinandersetzen will, wird hier enttäuscht. „Fake News Check“ ist nur ein Rezept, allerhöchstens eine Fertig-Back-Mischung, aber noch lange kein fertiger Kuchen.
Kein Raum für Hetze
Wer sich tatsächlich bewusster mit manipulativen Artikeln auseinander setzten will, wird hier jedoch fündig. Die App unterstützt Eigeninitiative im kritischen Denken. Das wirklich Gute: Bei der Anleitung, den Mut zu haben, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, wird es Rechtspopulisten und „Lügenpresse“-Schreiern schwer fallen, eine standhafte Kritik an der App zu formulieren.
Helena Serbent
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