Am Wochenende ging das Berliner Puzzle-Spielchen los: Welche Partei will, kann, muss mit der anderen?

Am Sonntag las so mancher Berichterstatter aus einem Interview mit Michael Müller in der „Bild am Sonntag“ schon die Wunschkonstellation r2g – also eine Koalition aus SPD, Linken und Grünen – heraus:

„Die zehn Jahre Rot-Rot in Berlin waren ein Signal. Nicht für den Bund, aber für andere Bundesländer, weil wir deutlich gemacht haben, dass SPD und Linke verlässlich zusammenarbeiten. Rot-Rot-Grün in Berlin könnte wieder so ein Signal sein, auch wenn Dreier-Konstellationen nicht so einfach und auch nicht wünschenswert sind.“

Am Montag klang Müller dann wieder ein wenig anders:

„Ich kämpfe für ein stabiles Zweier-Bündnis unter Führung der SPD.“

Eine Dreier-Konstellation, beispielsweise mit Grünen und Linken, sei schwierig und „nicht erstrebenswert“, so Müller.

Die CDU Berlin mit ihrem Spitzenkandidaten, dem Innensenator Frank Henkel, reagierte entsprechend scharf:

„Müller wechselt in manchen Fragen die Haltung wie Leute die Unterwäsche. Er sagte mal, dass er nicht Rot-Rot-Grün wolle. Warten wir mal ab was nächste Woche passiert.“

Das klingt nicht mehr nach innigem Bettgeflüster. Eher nach eiskalter Scheidung, wie der Tagesspiegel schreibt. Dies bestätigen ebenfalls der Müller-Vertraute und sein Mitarbeiter in der Berliner Senatskanzlei Robert Drewnicki und der CDU Generalsekretär Kai Wegner.

Die CDU Berlin hält sich im Gegensatz zu Müller mit einer Koalitionsaussage zurück, erhielt aber von Seiten der Grünen eine Absage für ein sogenanntes Kenia-Bündnis – also einer rot-schwarz-grünen Koalition.

„Diese schlecht funktionierende rot-schwarze Koalition muss man auch nicht, mit einem grünen Feigenblatt versehen, verlängern. Wenn Kenia rechnerisch möglich ist, dann sind auch andere Konstellationen möglich.“

So äußerte sich die Grünen Fraktionsvorsitzende Ramona Pop im Berliner Abgeordnetenhaus gegenüber der Berliner Zeitung. Klaus Lederer, Spitzenkandidat der Linken, verknüpft mit einer möglichen rot-rot-grünen Konstellation Forderungen:

„Wir brauchen Übereinstimmungen und Lösungen für Probleme.“

Damit haben sich die zurzeit im Abgeordnetenhaus sitzenden Parteien mehr oder weniger positioniert. Aber in circa fünf Wochen wollen auch die AfD und die, bei der letzten Wahl ausgeschiedene, FDP mit puzzeln. Ob man sie mit an Tisch lässt, bleibt abzuwarten. Einige weitere mögliche Farbkonstellationen gibt es ja noch …

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Sebastian Schmidtsdorf

Sebastian Schmidtsdorf

Head of PR bei Civey
Bei wahl.de seit 2013. Mitherausgeber wahl.de-Buch #BTW13 Themen, Tools und Wahlkampf. Leiter Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit bei Civey. Leidenschaftliche "fragerei by dorfgeschrei".
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