In nur zwei Wochen ist es so weit und in Berlin werden die Karten neu gemischt: Die Abgeordnetenhauswahl 2016 steht an. Jedem Berliner begegnen auf seinem Arbeitsweg mittlerweile Dutzende Plakate, doch wie sieht es mit den Wahlkampfwerbespots aus?
Wir haben sie uns genauer angeschaut und vergleichen, welche und wieviele Inhalte sie vermitteln. Im ersten Teil gibt es die Spots von FDP, Linke, CDU und Die Partei zu sehen. Im zweiten Teil folgen SPD und AfD sowie ein Ranking.
„Das nächste Berlin“ mit der FDP
Die FDP und die grossartigste Stadt der Welt – nicht für die FDP, denn es ist „Zeit für das nächste Berlin“. Aber Berlin „könnte“ ganz viel.
Der einminütige Wahlwerbespot der FDP Berlin bleibt in der Optik der Plakate: Rein grafisch, bunt und mit grellen Farben. Eine sanfte, weibliche Stimme liest die Sätze vor, die im Video gezeigt werden, im Hintergrund unauffällige Klaviermusik. Es startet mit „Wir können alles erreichen“, jeder Satz der folgt wird mit einem „aber“-Teilsatz ergänzt. Es sind nicht viele Thesen; kritisiert wird Lehrer- und Wohnraummangel. Und „Gründer und Denker“ werden angesprochen.
Insgesamt: Auffallende Optik, eingängig, doch mit wenig Inhalten. Der Slogan „GERMAN MUT“ am Ende geht da schon eher in eine andere Richtung. Spannender, knackiger und kontroverser sind da schon die Plakataktionen wie das Plakat am Kottbusser Tor („Wenn Ihnen der Kotti nachts Angst macht, besuchen Sie tagsüber mal die Grundschulen in Hellersdorf“) oder am Berghain. Entsprechend findet man diese auch gleich auf der Startseite der Berliner FDP Webseite statt des Spots.
Der assoziative Wahlkampfspot der Linken
Auch die Linken zeigen sich kritisch und in Gegensätzen, was das Bild der Stadt Berlin angeht. Mit dynamischem Sound und einer jugendlich klingenden Sprecherin steigen sie in ein Video ein, dass aus vielen Standbildern besteht. Die Sprecherin begleitet dabei die positiven Bilder und lässt Pausen bei den „negativen“ Bildern, die direkt folgen und mit Grauschleier und Textbild versehen sind. Es verleiht dem Video ein ziemlich hohes Tempo, zumal man bei manchen Bilder doppelt hinsehen muss, um zu erkennen, was oder welchen Ort sie genau thematisieren. Die Bilder thematisieren die Missstände: So sei Berlin ein Alptraum für Alleinerziehende, Obdachlose, mit nervtötendem Verkehr, Wartezeiten bei den Ämter…
Insgesamt: Vermisst man bei der FDP die Inhalte wird man bei den Linken regelrecht damit bombardiert. Es wird viel assoziativ gearbeitet und einiges wird erst beim zweiten ansehen des Videos deutlich. Etwas weniger wäre hier mehr gewesen. Der Slogan am Ende #HoltEuchDieStadtZurück wird durch den Wahlkampfspot nicht deutlich.
Sicher mit der CDU
Für den CDU Wahlkampfspot braucht es eine kleine, andere Einleitung. Denn Ende August sorgte ein anderes Video für Furore, von dem so mancher dachte, es handele sich um den eigentlichen Spot. Dabei stellte es den Song zum Wahlkampf dar. Hier nun der eigentliche Wahlkampfspot.
Der Spot ist optisch und konzeptuell klar gehalten: Der Drehort ist ein Spielplatz, auf dem Kinder sagen, was sie gerne später werden möchten. Zum Ende wird der Innensenator und Spitzenkandidat Frank Henkel auf dem Spielplatz gezeigt, der erläutert, was Berlin den Kindern schuldig sei. Nachdem ein Kind sagt, was es werden möchte – Polizist, Chefin, Lehrerin oder „Berliner“ – folgt eine Erläuterung dieser Themen. Von neu geschaffenen Stellen bei der Polizei, damit Berlin sicherer wird, dem starken Wirtschaftswachstum und der niedrigen Arbeitslosigkeit oder dem Ende der „Bildungsexperimente von Rot-Rot“. Gegen Ende betont der Sprecher, dass man keine Experimente machen und sicher wählen sollte.
Insgesamt: Ein sehr einheitlicher Spot, der sich gezielt drei Inhalte aussucht. Er wirkt ähnlich wie der gewählte Slogan „Starkes Berlin“ wie ein starker Spot – in sich geschlossen und eher wie ein Statement. Auch der Slogan wird vom Sprecher im Spot aufgegriffen. Augenscheinlich wurde eine eher konservative und auch bereits „starke“ Zielgruppe in den Blick genommen – fraglich, ob dies ausreichend ist.
(Die) Partei Populismus
Gewohnt ironisch bleibt die Partei mit ihrem Wahlkampfspot ganz in ihrer Linie – auch wenn es optisch nicht unbedingt einen signifikanten Wiedererkennungswert gibt. Während auf der Bühne zwei Männer und zwei Frauen jeweils abwechselnd Statements von sich geben, sitzt ihnen einen Jury gegenüber. Jedes Statement egal welcher Art oder Länge wird mit einem „Aus“- Ton oder einem Kommentar der Jury belohnt: Zu rechts, zu links, zuviel Inhalt, „was unbekannt ist nebenan“… Selbstbewußt wird gegen Ende das Statement gezeigt „Populismus muss man können“. Auch hier ist die Zielgruppe ziemlich eindeutig gewählt und es ist fraglich, ob sich Wähler ohne Humor angesprochen fühlen.
Natalie Meves
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