Die Europäische Grüne Partei (EGP) ist bereits im Wahlkampfmodus. Zum einen können alle Bürger, die ihren Hauptwohnsitz in einem EU-Land haben und älter als 16 Jahre alt sind, die zwei grünen Spitzenkandidaten für die Europawahl 2014 online bestimmen: www.greenprimary.eu. Desweitern versucht die EGP die Bürger mittels Catcontent an die europäischen Wahlurnen zu locken. Kein geringer als das grüne Urgestein Joschka Fischer mit seiner Beratungsfirma "Joschka Fischer & Company" und die Berliner Kreativagentur KKLD* sind für die europäische Dachkmapagne verantwortlich. Wir haben mit Alexander Diehl, dem Gründer von KKLD*, gesprochen und eröffnen hiermit unsere Berichterstattung zur Europawahl 2014.
wahl.de:
Haben Sie schon einmal für die Grünen oder eine andere Partei gearbeitet?
Alexander Diehl (KKLD):
Nein, wir haben davor noch nie für eine Partei gearbeitet. Ich habe schon mehrfach Workshops gemacht, mit den europäischen Grünen, mit der grünen Jugend, und war auch schonmal in einem Workshopkreis vor der Bundestagswahl 2009 bei den Bundesgrünen zum Thema Campaigning, vor allem auch im digitalen Bereich. Aber wir haben noch nie als Agentur Wahlkampf gemacht.
Bild: KKLD
Green Primary
wahl.de:
Können Sie uns mal ganz kurz beschreiben wie denn so ihre Aufgabe im Europawahlkampf der Grünen aussieht? Wir haben von einer Dachkampagne gehört sowie der Green Primary.
Alexander Diehl:
Unsere Aufgabe im Europawahlkampf ist es, die Dachkampagne also die Kommunikationsplanung von diesem Herbst bis zur Wahl im Mai durchzuplanen. Wir werden dafür eine Dachkampagne in mehreren Stufen zu entwickeln. Stufe 1 sind die Primaries, die jetzt begonnen haben und dann im Januar ihren Abschluss finden. Stufe 2 ist dann tatsächlich der Wahlkampf mit der Europawahl und den konkreten Themen, den Motiven, den Plakaten und dem Online-Campaigning. Dazu gehört auch die Unterstützung und Ausgestaltung der Council-Meetings.
wahl.de:
Am interessantesten erscheint uns zunächst einmal die Green Primary, die online durchgeführt wird, die man so in dieser Form noch nicht kannte. Wie könnte man den Erfolg dieser Maßnahme beziffern, vielleicht mit Hilfe eines Quorums? Ist denn eine Zielmarke gesetzt worden, nach der man den Erfolg der Green Primary messen kann oder kann man sogar schon an den ersten Nutzungszahlen erste Erfolge ablesen?
Alexander Diehl:
Wir sind zufrieden mit dem Start, doch kann ich Ihnen jetzt nichts zu Zielmarken sagen, das müssten Sie mit der EGP besprechen, da die Plattform selbst nicht von uns kommt. Wir sind für die Kommunikation zuständig.
wahl.de:
Gibt es denn nun für die letzten drei Wochen noch Planungen, um dieses Projekt über den grünen Tellerrand hinaus bekannt zu machen? Denn bisher blieb es doch ein wenig im Verborgenen.
Alexander Diehl:
Ja, dazu wird es noch etwas geben.
Nationale Besonderheiten werden im Europawahlkampf berücksichtigt.
wahl.de:
Wie erfolgt denn Ihrerseits die Umsetzung eines Wahlkampfes, der im Spannungsfeld zwischen dem einen europäischen Wahlkampf und den 28 nationalen Wahlkämpfen liegt. Stimmen Sie sich dann auch mit den nationalen Parteien ab oder erfolgt Ihre Abstimmung nur mit der europäischen grünen Partei?
Alexander Diehl:
Wir stimmen uns auch mit den nationalen Parteien ab. Es gibt und gab Präsentationen und Workshops auf europäischer Ebene mit Vertretern der nationalen Parteien sowie auch viele Einzelgespräche mit den Vertretern der nationalen Parteien zu den speziellen Situationen im jeweiligen Land. Diese nationalen Besonderheiten wurden natürlich berücksichtigt. Man wird das dann noch stärker sehen, wenn wir im nächsten Jahr den Wahlkampf für die eigentliche Europawahl beginnen. Er wird sowohl paneuropäisch als auch modular gestaltet sein, um auch auf lokale die Anforderungen und Bedürfnisse einzugehen, die wir mit den Ländern erarbeitet haben.
wahl.de:
Waren dabei auch die Agenturen der nationalen Parteien miteingeschlossen?
Joschka Fischer ist ein hervorragender Ideengeber und Mentor
Alexander Diehl:
Es gab da bislang keinen Austausch aber ich gehe davon aus, dass es eine Verzahnung geben wird. Wir sind offen für eine solche Zusammenarbeit und würden uns natürlich darüber freuen auch mit anderen Agenturen zusammenzuarbeiten, was wir durchaus auch schon in anderen Projekten getan haben. Bis dato haben wir die Kampagne nur mit Joschka Fischer & Company entwickelt.
wahl.de:
Zum Stichwort Joschka Fischer & Company: Gibt es in der Zusammenarbeit eine Aufgabenteilung, also dass z.B. Joschka Fischer & Company die strategische Planung übernimmt, während Sie den kreativen Part und das Operative ausführen?
Alexander Diehl:
Wir haben ein gemeinsames Team gebildet, sodass z.B. Michael Scharfschwerdt (A.d.R.: von JF&C) ganz eng mit uns zusammenarbeitet. Doch darüberhinaus gibt es immer wieder Termine, wo wir die Ausarbeitung und Stoßrichtung diskutieren um uns auf eine gemeinsame Linie festzulegen. In der Ausarbeitung kommt es dann ganz darauf an ob man es eher mit politisches Messaging zu tun hat, welches dann von Joschka Fischer & Company übernommen wird, oder eine kreative Ausgestaltung nötig ist, die dann eher bei uns zu verorten ist.
wahl.de:
Ist Joschka Fischer persönlich auch involviert?
Alexander Diehl:
Herr Fischer ist ein hervorragender Ideengeber und Mentor für Herrn Scharfschwerdt und mich und somit natürlich involviert, genauso wie Dietmar Huber (A.d.R.: ebenfalls Geschäftsführer von Joschka Fischer & Company).
Einheitliche Visuals und Botschaften für Europa
wahl.de:
So wie es bisher aussieht, scheinen Sie auf europaweit einheitliche Visuals und Claims zu setzen, kann man davon ausgehen, dass dies auch in Zukunft der Fall sein wird?
Alexander Diehl:
Zumindest für die Dachkampagne lässt sich das bestätigen, wo wir mit einheitlichen Visuals und Botschaften arbeiten. Doch wir haben auch die Möglichkeit sehr spezifisch auf nationale, regionale und lokale Themen einzugehen, sodass wir hier genauso vielseitig aufgestellt sind wie Europa es eben auch ist.
Katzen als Protagonisten unserer Online-Kampagne
wahl.de:
In Bezug auf den Catcontent, den ihre Kampagne verwendet und der vorher bisher nur von der SPD genutzt wurde, uns aber sehr gut gefällt. Geht diese Idee auf das Konto von KKLD und können Sie uns erklären was man damit bezweckt?
Bild: KKLD
Alexander Diehl:
Wir versuchen generell im Social Media effizient und schnell auf Themen eingehen zu können und dies natürlich möglichst aufmerksamkeitsstark. Wir haben eine Reihe von Social Media Aktionen geplant, und da Online-Memes ein großer Teil der Social Media-Kultur sind, hatten wir folgende Überlegung: Wir als Agenturen und die EGP glauben, dass wir uns in einer Zeit befinden, die nicht nur für Europa entscheidend ist, sondern in der es wichtig sich politisch zu informieren und zu engagieren. Daher müssen wir Leute für das Thema motivieren. Und da Katzen, das erfolgreichste Meme sind, das online geteilt und geliked wird, dann nutzen wir sie als Protagonisten unserer Online-Kampagne, um damit auf eine charmante, lustige Art und Weise die Leute abzuholen und auf das wichtige Thema hinzuweisen. Die Slogans nutzen meist ein Wortspiel und sind bis dato recht erfolgreich gewesen. Wir werden aber noch weitere Sachen aus dem Genre des Online Memes folgen lassen, vielleicht auch ohne Katzen…
wahl.de:
Wie ist das mit der Quote bei den Katzen.
Alexander Diehl:
Natürlich achten wir auch auf die Quote bei unseren Katzen-Memes!
Alexander Diehl ist Gründer und Managing Partner von KKLD*, einer Kreativagentur mit digitalem Schwerpunkt mit Sitz in Berlin und New York City. In 2009 gründete er zusammen mit Marc Kushner Architizer.com, dem weltgrößten Onlinenetzwerk für Architektur. Er wuchs auf in Worms am Rhein und studierte Musik und Musikwissenschaften an der Royal Academy of Music und King´s College in London. Alexander ist ein Fan von innovativen und nachhaltigen Technologien.
Sebastian Schmidtsdorf
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