Standbein schafft Spielbein. Nur wer die Grundlagen im Schlaf beherrscht, hat Zeit für die Kür. Das Jahr 2013 wird sich im Rückblick wohl als dasjenige darstellen, in dem sich das Onlinekampagnenwesen endgültig professionalisiert hat. Die wichtigen Tools und Kanäle – Webseite, Anhängermobilisierung, Video, soziale Medien, Plakatspenden – sind gesetzt und werden von allen Parteien auf hohem Niveau beherrscht. Nicht nur Die Grünen haben in dieser Kampagne einen wichtigen Teil des Mediabudgets im Netz ausgegeben, es sind also Grenzen zwischen vormals streng getrennten Töpfen verwischt. Auch deshalb erübrigt es sich, vom Onlinewahlkampf als solitärem Ereignis zu sprechen.

Darum ging es in der grünen 2013er-Kampagne

Aus den seit 2009 entwickelten Formaten und Konzepten diejenigen zu destillieren, die relevante Reichweite erzielen können und eine klar definierbare Funktion in der Gesamtkampagne haben – wir nannten es den Zug zum Tor. Und dann  Energie und Budget auf diese zu konzentrieren.

Argument und Analyse liegen in der grünen DNA, der habituelle Unterschied zu politischen WettbewerberInnen ist in diesem Wahlkampf deutlich geworden wie nie zuvor. Wir haben neun Kernprojekte des grünen Wahlprogramms in einem Digitalmagazin bildstark und emotional aufbereitet. „Grüne Wahlziele – Das Wichtigste in 2 Minuten“ ist ein offenes HTML5-Format, das auf Smartphones, Tablets und Desktop-PC aller Hersteller nutzbar ist. Im Wahlkampf haben sich eine Million Besucher so informiert.

Mit dem gleichen Ziel haben wir gemeinsam mit vielen hundert Freiwilligen die grünen Dialogtools ausgebaut und verbessert. Das 72h-Livestream-Format „3 Tage wach“ wurde um einen Monat nach vorn verlegt, seit dem ersten August konnten die Wähler ganz einfach Fragen an die Partei stellen. Und bekamen ganz einfach Antworten. Vom 19. bis 22. September live aus der 3-Tage-Wach-Kuppel am Berliner Breitscheidplatz gesendet.

Gebündelt wurden diese Module – besonders in der finalen Phase vor der Wahl – in zielgruppengenauer Onlinewerbung 

Und die Zukunft?

Trotz aller Professionalisierung stehen die Kampagnenteams vor großen Aufgaben. Die Filterbubble zu durchbrechen wird in den kommenden Jahren noch viel schwerer sein, als es 2013 schon war (und das beziehen wir ganz ausdrücklich nicht nur auf das Netz). Dafür braucht es Innovation und Freude am Experiment. Der Wahlkampf 2013 hat dafür die Basis gelegt. Standbein schafft Spielbein.

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Carsten Lißmann

Carsten Lißmann

Carsten Lißmann ist Stratege und Konzepter bei ressourcenmangel in Berlin. Er betreut die grünen Wahlkämpfe seit 2009 und hat in dieser Funktion Formate wie 3-Tage-Wach und Das Wichtigste in 2 Minuten entwickelt.
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