Das Militär verkündet, die Macht in der Türkei übernommen zu haben. Die Meinungen und politischen Reaktionen schwanken zwischen Beunruhigung, Empörung über den Prozess und Hoffnung auf ein demokratischeres Regime.

Update Samstag, 16. Juli 2016, 8:30 Uhr

Am Morgen scheint der Putschversuch in der Türkei gescheitert. 754 Offiziere wurden laut Pressemeldungen verhaftet und Erdogan kündigt eine Säuberung im Militär an. Die Lage ist allerdings undurchsichtig und das Auswärtige Amt gab eine Reisewarnung heraus.

Die Bundesregierung hat in der Nacht ihre Unterstützung für die gewählte Regierung der Türkei bekundet.

Erste Reaktionen von Politikern

Sorgen & Hoffnung

Und die Bundeswehr in Incirlik?

Wer steckt dahinter?

Ich bin mit militärischen Gegebenheiten nicht besonders vertraut, aber der „Ablauf“dieses Militärputsches erscheint sehr seltsam. Die Militärs besetzen den unwichtigen Staatssender TRT, während alle AKP-POLITIKER, einschließlich Erdogan, auf den privaten Sendern Interviews geben. Erdogan ist sechs Tage weg und taucht dann auf, macht ein Interview aus seinem Versteck und fordert alle auf, auf die Straße zu gehen, was seine Anhänger auch sofort befolgen. Dazu die stark religiöse Komponente des „Widerstands“.Um 22.00 Uhr wird geputscht, um 1.00 Uhr ist die demokratische Ordnung wieder hergestellt. Wenn ich eins +eins zusammen zähle, komme ich nicht umhin, denen Recht zu geben, die schon um 23.00 Uhr des 15. Juli von einer „Inszenierung “ der Regierung sprachen.
Die Gründe liegen auf der Hand:
1. Die Zivildiktatur voran treiben.
2. Die immer stärker werdende Kritik aus dem Ausland zum Schweigen bringen.
3. Eine Säuberungsaktion beim Militär durchführen, um die verbliebenen Gülen Anhänger zu eliminieren. Diese Säuberungsaktion wird auch die Justiz und die Polizei betreffen.
Ich nehme an, Erdogan wird in den nächsten Stunden als strahlender Held in Istanbul ankommen, gestärkt wie nie zuvor. (Wäre das nicht eine gute Gelegenheit, Istanbul wieder zur Hauptstadt zu erklären? Das Parlamentsgebäude in Ankara ist wohl auch angegriffen worden).
Die Opfer der gestrigen Nacht nennt man wohl menschenverachtend und zynisch „Kollateralschaden“. Wie schade um die jungen Menschen, die man verführt hat, gestern Nacht „Militärputsch “ zu spielen. Meine Gedanken sind bei den Demokraten in der Türkei. Nach der Machtdemonstration des sunnitischen Islam gestern Nacht, ganz besonders bei den alevitischen Bürgerinnen und Bürgern. Auf sie warten ganz besonders schwere Zeiten.

P.S im Moment bekommen alle Bürgerinnen und Bürger eine SMS von Erdogan auf ihre Mobiltelefone, mit dem Inhalt, daß der Putschversuch niedergeschlagen worden ist.

Posted by Dr. Lale Akgün on Saturday, July 16, 2016

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