Der übliche Vorwurf an die Politik lautet: „Ihr benutzt Sprechblasen, Plastikwörter, Fachchinesisch. Ihr verwendet die immer gleichen Formulierungen, die man entweder nicht versteht oder die man nicht mehr hören kann.“ Dass Sprache wichtig ist, dass sie der Wirklichkeit Struktur gibt, dass sie gesellschaftliche Konstruktionen prägt und Normen setzt, ist nichts Neues. Das wussten – wie konnte es anders sein – schon die alten Griechen. Aufgegriffen und weiterentwickelt haben diese Idee im 20. Jahrhundert Denker wie Piaget, Derida und Focault. Auf den Wahlkampf beziehen mussten es natürlich die Amerikaner in Person von George Lakoff und Drew Westen.
Nun hat auch die CDU entdeckt, dass so mancher Politiksprech einer Übersetzung für den Nahkampf am Stand in der Fußgängerzone bedarf. Die Süddeutsche Zeitung berichtete darüber heute in ihrer Online-Ausgabe. In einer kleinen Vokabelfibel für die Basis haben die Unionisten aufgelistet, welche Begriffe wie übersetzt werden sollten.
Anbei einige Highlights:
Demografischer Wandel = Wir werden in Deutschland weniger, bunter, älter
ehrlich = verlässlich, solide
kümmern = packen an
modern = auf der Höhe der Zeit
sozial = verantwortungsvoll, ordentlich
Meine Aufforderung an die Leser: Sozial mit ordentlich zu übersetzen… nun ja. Darüber lässt sich sicher streiten. Aber dazu ist der Wahlkampf ja da.
Sammeln wir Kampagnenjunkies doch mal Begriffe für den neuen Langenscheidt „Deutsch-Wahlkampf, Wahlkampf-Deutsch“.
Erste Ideen:
Dialog = PR mit Rückmeldebogen
Wahlkampf 2.0 = Alles wie gehabt, nur mit ein bisschen mehr Internet
Grassroots Campaigning = mit Menschen sprechen
Griechenland-Hilfe = pssst…
Dr. Maik Bohne
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