MdB Lars Castellucci von der SPD ist einer der aktiveren Volksvertreter auf Twitter. Der 43-Jährige Politiker aus Heidelberg ist Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Demokratie. Ausgerechnet er blamierte sich jetzt mit der Unfähigkeit, eine ernsthafte Diskussion zu führen – vor den Augen der ganzen Welt im sozialen Netzwerk Twitter.
Wie geht es weiter in Italien? #parlamentariergruppe #bundestag @ItalyinGermany pic.twitter.com/SMfvCZPYup
— Lars Castellucci (@larscastellucci) 15. Dezember 2016
Das alte Thema „Ehe für alle“
Anlässlich des IDAHOBIT („International Day against Homo-,Bi-, Intersexual- and Transphobia“, zu dt. Internationaler Tag gegen Homo-,Bi-, Intersex- und Transphobie) prangerte eine Nutzerin auf Twitter an, dass die „Ehe für alle“ von der Bundesregierung nach wie vor blockiert werde.
Die Bundesregierung auf FB so: „Nein zu Homophobie!“
Kleine Info: Lesben & Schwulen die Ehe zu verbieten ist homophob. #IDAHOT #EheFürAlle— Charlotte (@MissCharlez) 17. Mai 2017
Castellucci schaltete sich daraufhin ein, um die Unschuld der SPD zu verteidigen.
@MissCharlez @belamoritz Bitte Adressaten benennen: die CDU ist es, die blockiert
— Lars Castellucci (@larscastellucci) 17. Mai 2017
Eskalation ohne Grund
Tatsache ist: Mit der SPD gäbe es im Bundestag eine Mehrheit gegen die CDU/CSU-Fraktion, die die Gleichstellung der gleichgeschlechtliche Partnerschaft mit der zivilen Ehe nicht gleichsetzen will. Die SPD lässt es darauf aber nicht ankommen und versuchte mehrmals in Koaltionsgipfeln die Ehe für alle durchzusetzen. Sie müsste dafür die Koaliton mit der Union riskieren. Das kritisierte auch die Twitternutzerin.
@larscastellucci @belamoritz Ach? Dann hat die SPD heute nicht zum 29 mal im Rechtausschuss einen Vertagungsantrag gestellt?
— Charlotte (@MissCharlez) 17. Mai 2017
Castellucci hatte offenbar nach seinem Beitrag kein Interesse mehr daran, die Diskussion weiterzuführen und reagierte patzig.
@MissCharlez @belamoritz Dann wähl doch CDU
— Lars Castellucci (@larscastellucci) 17. Mai 2017
Kein Gefühl für Social Media
Mit der letzten Reaktion tat sich der SPD-Abgeordnete keinen Gefallen. Die Twitter-Gemeinde kritisierte ihn stark für seine zusammenhangslosen Äußerung und unangebrachten Meckereien.
@larscastellucci @MissCharlez @belamoritz Haha argumentativ auf Niveau von Kindergartekindern
— Der Barsch (@MieserBarsch) 17. Mai 2017
@larscastellucci Warum erklärst du nicht lieber, warum die SPD zurückzieht, statt hier blöden Spruch abzulassen? @MissCharlez @belamoritz
— lilaEmma (@lilaEmma5) 17. Mai 2017
Castellucci: „Unterstützt uns!“
Castellucci konnte die Aufregung nicht verstehen und sah sich selbst in der Position als Opfer, obwohl er zunächst selbst in die Diskussion eingestiegen war. Offenbar unfähig mit sachlichen Argumenten umzugehen, verwies er auf den Ursprungstweet. Gleichzeitig scheute er sich nicht, Wahlwerbung zu machen.
@lilaEmma5 @MissCharlez @belamoritz weil ich mich hier auch blöd angemacht fühle, ok? Wir ziehen nicht zurück sondern kämpfen für Mehrheiten im September. Also unterstützt uns!
— Lars Castellucci (@larscastellucci) 17. Mai 2017
Schlechter geht’s kaum
Natürlich wird der deutschen Politik oft vorgeworfen, dass sie nicht genug mit Social Media interagiert. Doch der Fall Castellucci zeigt, dass das nicht die schlimmste Variante ist. Sich als Vertreter der Demokratie derart unfähig zu präsentieren, während er vom Volk vergleichsweise sachlich kritisiert wird, ist nicht nur naiv, sondern auch rufschädigend. Schlechter hätte er sich selbst und die Position seiner Partei kaum darstellen können.
Helena Serbent
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