Barack Obama hat es 2008 vorgemacht: Seine Kampagne im Netz hat den Wahlausgang maßgeblich mitbestimmt. Erstmals in der US-Geschichte wurden konsequent und strategisch die neuen sozialen Medien eingesetzt, um Wählerstimmen zu gewinnen und Wahlkampfspenden einzusammeln. Seither gilt dem digitalen Wahlkampf im Internet, wo Facebook, YouTube, Twitter & Co die politischen Botschaften unters Wahlvolk bringen sollen, große Aufmerksamkeit. Hierzulande tritt der Wahlkampf (nicht nur online) derzeit noch auf der Stelle. Landau Media hat die digitalen Kanäle der beiden Kanzlerkandidaten von CDU und SPD unter die Lupe genommen.

Angela Merkel setzt auch im Netz auf Konstanz

Seit Mitte 2006 betreibt sie unter www.bundeskanzlerin.de einen eigenen Videoblog. Kontinuierlich verbreitet die Kanzlerin darüber ihre Botschaften in die digitale Welt. Über 1.000 Ausgaben ihres Podcasts sind mittlerweile abrufbar. Mit dem Format „Die Woche der Kanzlerin“ wird dem interessierten und neugierigen Bundesbürger in fünf Minuten vermittelt, was seine Kanzlerin die letzte Woche so getrieben hat. In „Die Kanzlerin direkt“ richtet sich Angela Merkel mit einem aktuellen Thema direkt an ihr Wahlvolk oder nutzt die Form eines gestellten Interviews. Darüber hinaus finden sich Mitschnitte aus Pressekonferenzen, Statements, Reportagen usw. auf der Plattform. Die Videos werden größtenteils zusätzlich über den YouTube-Kanal der Bundesregierung verbreitet. 

Screenshot: www.bundeskanzlerin.de

Anfangs belächelt und mit Hohn und Spott übersät, kommen die Videos unterdessen immerhin regelmäßig auf über 1.000 Zugriffe auf YouTube. Highlights wie „Willkommen, Kroatien, in der EU!“ generieren bisweilen sogar über 14.000 Aufrufe. Damit kann die Kanzlerin sicher nicht mit den YouTube-Stars mithalten, die die Millionenklicks überschreiten, hat sich aber dennoch eine stabile Community aufgebaut. Spannend zu verfolgen ist, dass der Videoblog unterdessen so etabliert ist, dass er als Zitatgeber und Nachrichtenquelle für namhafte Medien fungiert.

Landau Media hat im August untersucht, wie häufig in Artikel und Beiträge aus Printmedien, TV, Internet und Hörfunk auf den Podcast Bezug nehmen. Insgesamt wurde in knapp 200 Meldungen direkt aus den Videos zitiert. Damit konnte eine Gesamtreichweite von über 55 Mio. Kontakten erzielt werden. Die Videos wurden über Twitter oder Facebook verlinkt, Onlinemedien wie zeit.de oder handelsblatt.com haben Beiträge und Kommentare zu den Videos veröffentlicht. Aber auch Tageszeitungen, Zeitschriften, Radio bis hin zur RBB Abendschau haben Podcast-Ausschnitte der Kanzlerin aufgegriffen und zitiert. So gesehen hat sich der einst belächelte Video-Podcast zu einer ernstgenommen Quelle entwickelt. Ein weiterer Kanal, über den unsere Kanzlerin ihre Botschaften unter das Volk bringen kann.

Quelle: Landau Media 2013

Und was macht ihr Kontrahent Peer Steinbrück?

Landau Media hat den Twitter-Kanal des Kanzler-Kanditen näher unter die Lupe genommen. Unter dem Account @peersteinbrueck twittert das Team rund um Peer Steinbrück und  auch er selbst. Der Account ist seit Dezember letzten Jahres online und hat mittlerweile die beachtliche Zahl von über 42.000 Followern erreicht. Über 500 Tweets wurden bis dato abgesetzt. Steinbrück nutzt unter anderem Twitter als Interviewplattform, um den webaffinen Bürgern Frage und Antwort zu stehen. In der  Netzgemeinde erntet er dafür aber eher Spott als Lob. 

 

 

Auch Printmedien oder Onlinemedien haben den twitternden Steinbrück im Visier. Dabei geht es aber selten genug um die Inhalte der Tweets und darum, was Steinbrück zu sage sagen hat, sondern eher noch immer um die Tatsache, dass er überhaupt twittert und wie der SPD-Kandidat das „neue“ Medium nutzt. Den Vorsprung von sechs Jahren Onlinepräsenz, den Angela Merkel sich aufgebaut hat, holt Steinbrück wohl kaum noch ein. Während Angela Merkels Podcast sich als Informationsquelle etabliert hat, kämpft Steinbrück noch mit den Widrigkeiten der sozialen Medien. 

The following two tabs change content below.
Eike Tölle

Eike Tölle

Eike Tölle verantwortet den Geschäftsbereich Medienanalysen bei der Landau Media AG. Der studierte Wirtschaftsingenieur ist seit 2001 für den Aufbau und die Implementierung des Leistungsbereiches Medienanalysen bei der Landau Media AG verantwortlich und entwickelt im Rahmen dieser Tätigkeit Methodiken und Tools der Medienresonanzanalyse. Des Weiteren ist er Referent mit dem Schwerpunkt PR-Controlling und ist Mitglied diverser Arbeitskreise zu den Themen Wertschöpfung und Social Media Monitoring.
Eike Tölle

Neueste Artikel von Eike Tölle (alle ansehen)