Der Abwärtstrend des Martin Schulz setzt sich fort. In einer Umfrage erhob das Meinungsforschungsinstitut forsa, welches Vertrauen die Bürger in die deutschen Politiker haben. Dazu befragte man im Auftrag des Stern 1001 Wähler.
Platz eins belegt die Bundeskanzlerin mit 67 von 100 Punkten, dahinter folgt Finanzminister Schäuble. Platz drei hat mit 52 Punkten Sigmar Gabriel inne. Der Außenminister konnte sich in den vergangenen Wochen im Konflikt mit der Türkei durch klare Ansagen profilieren. Martin Schulz hingegen landet mit 50 Punkten hinter Gabriel, den er im Januar als Fraktionsvorsitzenden und Kanzlerkandidaten in spe abgelöst hatte.
Und das, während sich Schulz abzurackern scheint, wie kaum ein Kandidat. Seit Wochen reist er quer durch Deutschland und macht Wahlkampf, vor ein paar Wochen fuhr er nach Sizilien und solidarisierte sich öffentlichkeitswirksam mit dem Bürgermeister von Catania, um zu der dortigen Flüchtlingsproblematik Stellung zu beziehen. Doch der Glanz der ersten Monate ist vorbei, der Optimismus schwenkt hier und da um in nicht ganz nachvollziehbare Bemerkungen. So nötigte der lahmende Wahlkampf Schulz einige Vorwürfe gegenüber der Flüchtlingspolitik der Kanzlerin ab, die er als Europapolitiker noch als haltlos abtat – während er die Kritiker rügte.
Immer verbreiteter wird auch die Meinung, ihn umgebe die Aura des Populisten. Dazu mehren sich die Mikroskandale. Bei einer Wahlkampfveranstaltung mit Pflegebetreuten in Jena beispielsweise gab es von Seiten der SPD angeblich die Ansage, Flüchtlinge und Migration seien tabu. Die Zensur-Vorwürfe ließen nicht lange auf sich warten.
#Schulz in #Jena: AWO teilte vorab mit: Über Flüchtlinge und Migration soll nicht gesprochen werden.https://t.co/btUDnUYYPi #Maulkorb #AfD
— Wiebke Muhsal (@WMuhsal) 9. August 2017
Zur Zeit sieht es wohl danach aus, als wäre die Aussicht auf Regierungsbeteiligung bei der SPD von der CDU bestimmt. Denn etwas anderes als ein Job als Juniorpartner in der nächsten großen Koalition geben die Umfragewerte aktuell nicht preis. Wobei Martin Schulz auch dafür eine Erklärung hat: „Im Moment ist die ganze Republik im Urlaub, das spürt man.“
Louis Koch
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