In Deutschland machte Jan Böhmermanns Gedicht über den türkischen Präsidenten Schlagzeilen. Ein ausländisches Staatsoberhaupt verbal derart zu attackieren, fällt hierzulande unter Majestätsbeleidigung. In den USA ist man da deutlich weniger zimperlich. Dennoch hat der Late-Night-Moderator Stephen Colbert nun gewaltigen Ärger – weil er Trump angriff.

100 Tage laut Colbert

Donald Trump war schon während seines Wahlkampf Gegenstand vieler Late-Night-Shows in den USA. Doch nun ging es einigen seiner Anhänger offenbar zu weit. In der „Late Show“ mit Stephen Colbert machte sich der Gastgeber in einem 12-minütigem Monolog über den US-Präsidenten lustig. Dabei bewertete er die 100 ersten Tage Trumps im Amt und empörte sich über eine Beleidigung Trumps, die an den CBS- Journalisten John Dickerson gerichtet war, der ihn interviewt hatte. Da Dickerson nicht darauf eingegangen war, wollte nun Colbert seine Ehre verteidigen und beleidigte Zum einen kämpfte mehr Leute gegen ihn als gegen Krebs, zum anderen erklärte er in Fäkalsprache, dass Trumps Mund nur gut für Oralverkehr mit Putin sei.

Zu homophob für Trump-Fans

Der Shitstorm der Republikaner und Trump-Anhänger ließ nicht lange auf sich warten. In kürzester Zeit wurde eine Website und ein gleichnamiger Hashtag ins Leben gerufen: Fire Colbert (zu deutsch: Feuert Colbert). Colbert solle sich entschuldigen, Sponsoren sollen abgezogen werden. Ironischer Weise beschwerte sich die rechts ansässige Wählerschaft darüber, dass der Witz homophob sei und Minderheiten diskriminiere.

Keine Reue bei Colbert

Bislang macht Colbert, der als Nachfolger des berühmten Letterman in riesige Fußstapfen getreten ist, keinerlei Anstalten sich zu entschuldigen. Als er nach dem Shitstorm gegen ihn wieder auf die Bühne trat, erklärte er seinem Publikum: „Ich würde es wieder tun.“ Auch wenn er es heute vielleicht anders formulieren würde, sagte er über Trump: „Ich habe Witze, er hat Raketen-Codes.“

Verletzte Eitelkeit im Netz

Dass Donald Trumps Fans einerseits seine rassistischen und sexistischen Äußerungen im Wahlkampf immer wieder verteidigten und ihn so zum Präsidenten der Vereinigten Staaten machten, andererseits die Absetzung eines Comedians fordern, wenn der über sein Ziel hinausschießt, zeigt die Doppelmoral der rechten Republikaner. Doch es ist nur ihrem Anführer würdig, dass diese Schlacht auf Twitter ausgetragen wurde. Inwieweit diese aber tatsächliche Konsequenzen nach sich ziehen wird, wie es in Deutschland bei Böhmermann oder nun Extra3 in Bezug auf Alice Weigel der Fall ist, bleibt unklar und möglicherweise nur ein Traum vieler wütender Trump-Fans.

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Helena Serbent

Helena Serbent

Seit ihrem Volontariat bei Media Partisans arbeitet Helena Serbent für „wahl.de“ und moderiert bei ALEX Berlin die Talksendung „Kopf.Hörer“. Ihre Schwerpunkte sind Politik und Digitalisierung.