Freude, Dankbarkeit, Aufatmen färbten die Gefühlslage der deutschen Medienlandschaft am vergangenen Freitag, als der Journalist Deniz Yücel nach über einem Jahr in türkischer Haft endlich heimkam. Einen Tag später schlägt auch dessen Chef ungewohnt bewegende Töne an, stellt aber überdies klar: Jetzt ist keine Zeit zum Rasten!

In einem offenen Brief dankt WELT-Chefredakteur Ulf Porschardt allen im Fall Yücel beteiligten Personen, die an dessen Freilassung mitgewirkt hatten, dankt seinem Anwalt, dankt Politikern aus Regierungs- und Oppositionskreisen, Freunden und Kollegen, sogar seinen Lieblingskontrahenten von der taz, wo Yücel über sieben Jahre beschäftigt war. Doch es geht nicht nur um Dank und Respekt. Der bittere Nachgeschmack, der Yücels Freilassung begleitet, zeigt die Tragweite der Problematik. Schließlich sitzen noch über 150 andere Journalisten in der Türkei fest, ohne Anklage, ohne Prozess, viele auf unbestimmte Zeit. Am Tag, an dem einer von ihnen nach Hause darf, bekommen sechs andere lebenslänglich.

„Wir sind hellwach, seit heute Morgen wieder ausgeschlafen und tatendurstig.“

Deshalb will die WELT ab kommenden Montag täglich einen dieser Journalisten vorstellen und an ihn erinnern, dort auf der kleinen Spalte am linken Rand der Titelseite, wo das letzte Jahr über Yücels Konterfei prangte. Den Anfang machten bereits die Nachbarn aus der taz:

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Louis Koch

Louis Koch

Redakteur bei appstretto
Louis studiert Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste Berlin. Er hat Spaß am Texten und Konzipieren, vor allem, wenn es um Politik geht. Bei appstretto ist er als Redakteur unter anderem für die Inhalte von wahl.de zuständig.
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