Das Wahljahr ist ein besonderes Jahr, weil es besondere Aufgaben an Politik, Medien und Bürger stellt. Je wichtiger die Wahl, desto größer ist auch die Verantwortung. Die Politik muss Inhalte liefern, die Medien müssen sie artgerecht vermitteln und die Bürger müssen sich mit ihnen beschäftigen, um sich eine Meinung bilden zu können und letztendlich am Wahltag ein Kreuzchen zu machen.
Nur: Sich eine Meinung zu bilden bedeutet auch immer, ein Thema und seine Kontexte zu verstehen und selbst in der Lage zu sein, daraus Schlussfolgerungen ziehen zu können. Sowohl Politikern als auch den Medien gelingt der sprachliche Sprung von der Fach- auf die Volksebene oft aber nicht. Verklausulierte Formulierungen und Fremdwörter können lernschwachen Menschen oder solchen, die der deutschen Sprache (noch) nicht ausreichend mächtig sind, den Antrieb an der politischen Auseinandersetzung nehmen und eventuelle Ambitionen im Keim ersticken.
taz.leicht
Wir schreiben zur #Bundestagswahl in Leichter Sprache! #LeichteSprachehttps://t.co/UVkTYfUzJ5
— taz.leicht (@tazleicht) 30. Juni 2017
Deshalb startet die taz jetzt das Projekt taz.leicht zur Bundestagswahl. Hier werden Texte aus der Printausgabe, die sich mit der Bundestagswahl beschäftigen, in Leichter Sprache online zusammengefasst. Auszüge aus dem Steuerkonzept der SPD sehen dann so aus:
Die SPD will,
dass es einen höheren Spitzen-Steuersatz in Deutschland gibt.
Das bedeutet:
Gutverdiener und reiche Menschen bezahlen
dann mehr Steuer-Gelder an den Staat.
Die Leichte Sprache
Das Konzept der Leichten Sprache ist gar nicht so neu im politischen Raum. Schon zur Bundestagswahl 2013 boten alle größeren Parteien ihr Wahlprogramm in Leichter Sprache an. Bei den Newsportalen sieht das noch etwas anders aus. Es gibt einige regionale Angebote, wie z.B. vom NDR, MDR oder der Augsburger Allgemeinen; auch veröffentlich die ARD Nachrichten in Leichter Sprache via Teletext. Die großen Wochen- und Tageszeitungen halten sich aber bisher mit entsprechenden Projekten zurück.
Wie die meisten Sprachformen unterliegt auch die Leichte Sprache klaren Regeln. Kennzeichnend für diese Ausdrucksform sind z.B. kurze Aktivsätze, die nur eine Aussage enthalten. Das Netzwerk Leichte Sprache gibt das dazu passende Regelwerk heraus. Deren Mitglied „Capito“, ein Berliner Büro, prüft auch die Texte der taz.
Louis Koch
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