Der Bot Boost – #merkelmussbleiben

PoliTwi analysiert seit einigen Jahren die politischen Top-Themen aus Tweets in Echzeit und veröffentlicht diese Auswertung täglich mehrmals. Untersucht man die Tweets – die manchmal nur für ein paar Stunden ein Top-Thema darstellen, um dann wieder im Nirwana zu verschwinden – kommt es durchaus vor, dass sich Skepsis breit macht, ob man es hier mit einem Phänomen zu tun hat, das auf „natürlich“-viralen Wegen entstanden ist.

Politische Top-Themen 22.07. 10 Uhr https://t.co/tzkdKYyYPb
1. #flüchtlinge
2. #abmerkeln
3. #merkelmussweg

— politwi (@politwi) 22. Juli 2016

Der Blogger Martin Fuchs äußerte seine Vermutung, wenn auch ohne Beleg oder Ursachenspekulation:

Sieht stark nach Social Bots aus? #merkelmussbleiben trendet seit einigen Stunden. Wer steckt dahinter? pic.twitter.com/85EgA9LHna

— Martin Fuchs (@wahl_beobachter) 21. Juli 2016

Auffällig geworden war in diesem Zusammenhang unter anderem der Account von „lindaschwarz121, der nicht nur auch am 21.Juli 2016 das Licht der Welt erblickte, sondern auch am selben Tag Dutzende von Tweets mit dem #merkelmussbleiben Hashtag absetzte.

Unter Merkel verdient man genug Geld #Merkelmussbleiben pic.twitter.com/ZfB4HOPuZG

— Linda Schwarz (@lindaschwarz121) 21. Juli 2016

Ob hinter diesem Hashtag nur ein Bot steckte, der den Boom (217 unique tweets per hour via RiteTag) auslöste, lässt sich nicht eindeutig sagen. Generell sind sogenannte Social Bots ein großes Problem auf Facebook, Twitter und Co. Schätzungen gingen schon Anfang des Jahres davon aus, dass auf Facebook und Twitter ca. 15 Millionen Accounts Bots sind. Diese Bots geben vor, ein Mensch zu sein, sind aber das Ergebnis automatisierter Software. Sie twittern und posten und beeinflussen so, was in den sozialen Netzwerken als öffentliche Meinung wahrgenommen wird.

Was anfangs Spielerei für Nerds war, kann auch politisch gefährlich werden: Von ausländerfeindlichen Kommentaren auf der Facebook-Seite der CSU bis zu Terror Propaganda. Und wie die Soziologen Philip Howard und Bense Kollanyi in einer Studie herausgefunden haben, waren einige wenige Bots auch für zahlreiche Pro-Brexit-Tweets verantwortlich. Bots können also durch bloße Masse die öffentliche Meinung manipulieren.

Inbesondere in den verg. Tagen gabs ca. 8.000 neue Bots, siehe @DerSPIEGEL & @Pluragraph #lasttweet pic.twitter.com/Q7MJ7A5Q8D

— Martin Fuchs (@wahl_beobachter) 2. August 2016

Jüngst sahen sich Politiker_innen der deutschen Bundesregierung auf Twitter damit konfrontiert, dass ihnen plötzlich zahlreiche neue Accounts folgten, bei denen es sich ebenfalls um Bots handelte. Von Cyberattacke, wie es der Spiegel nannte, kann hier keine Rede sein. Aber wer Twitter-Debatten, Hashtags und Followerzahlen als politischen Indikator liest, sollte diese zumindest kritisch betrachten: Vielleicht stecken Bots dahinter.