Ein bisschen fühlte man sich in den vergangenen Tagen an den Wahlkampf aus dem Jahr 1998 erinnert. Damals forderten die Grünen einen Benzinpreis von 5 DM pro Liter. Ein Nebensatz im Wahlprogramm – mit großer Wirkung. Die Grünen mussten hart um den Einzug in den Bundestag kämpfen. Trotz des Zugpferds Joschka Fischer.
Nun also die Forderung nach einem fleischlosen Tag in deutschen Kantinen. Endlich war Leben im sozialen Netz. Alle Seiten stürzten sich auf das Thema. Der Shitstorm endete, wie es leider in Deutschland so häufig endet: Mit einem Nazi-Vergleich – gestaltet von FDP-Politiker Lars Lindemann in Kraft durch Freude-Optik.
Bild: CC BY-SA 1.0 Ianusius
Der Sturm im Netz scheint nun vorüber. Man könnte sich getrost wichtigeren Themen widmen. Allerdings sollte man nicht unterschätzen, was solche subkutan unter der Wahlkampfoberfläche wabernden Kontroversen bewirken können. Das mögliche Problem für die Grünen: Es spielt in ihr – von Harald Martenstein jüngst im ZEIT-Magazin mit spitzer Feder beschriebenen – Image einer Verbieterpartei mit Hang zum Moralisieren.
Aus Sicht der grünen Basis ist der Vorschlag konsequente Politik. Eine Politik der Nachhaltigkeit. Mitten im Sommer trifft sie allerdings auf ein urlaubendes Deutschland am Grill. Nun kann man sagen:
Naja. Der klassische deutsche Griller ist nicht die Klientel, die die Grünen mit ihren Themen zuallererst erreichen wollen.
Sicher richtig. Aber es geht hier nur vordergründig um die Entscheidung für Fleisch oder gegen Fleisch. Es geht um die Frage:
Wie verändert man eine Gesellschaft? Mit Orientierung von oben oder allein als Bewegung von unten?
Das wäre mal eine ernsthafte Debatte wert.
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