Der politische Sommer in Berlin hat jeden Sonntag ein Highlight zu bieten: Sowohl ARD als auch ZDF strahlen die Sommerinterviews mit Spitzenpolitikern der Parteien aus. Ab dem 10. Juli bis zum 28. August zitiert wahl.de das Interessanteste der jeweiligen Sendung – bei „Berlin Direkt“ war am 28. August den Vizekanzler und SPD-Chef Sigmar Gabriel zu Gast.

Gabriel kritisiert Flüchtlingskurs der Kanzlerin

Es waren die letzten Sommerinterviews dieses Jahr. Und mit ihnen wurde der Wahlkampf wohl eröffnet. Gabriel kritisierte am Sonntagabend erstmals die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin. Die Union habe die Herausforderungen unterschätzt, so Gabriel. Es reiche nicht, wenn Merkel in der Flüchtlingsdebatte ständig sage „wir schaffen das“. Sie müsse die Voraussetzungen dafür schaffen, dass wir es auch hinkriegen.

Gabriel verteidigt Mittelfinger-Geste

Gabriel gilt als emotional. Zuletzt war er wegen einer ungewöhnlichen Reaktion in den Schlagzeilen: Bei einem Besuch vor zwei Wochen in Salzgitter beschimpften ihn rechte Demonstranten als „Volksverräter“ und nahmen dabei Bezug auf die Nazi-Vergangenheit seines Vaters. Der SPD-Chef streckte ihnen als Reaktion den ausgestreckten Mittelfinger entgegen.

Die eigene Parteizentrale verteidigte den Vorsitzenden damals und wertete Gabriels Reaktion auf pöbelnde Menschen, die „die Person und auch die Familie von Sigmar Gabriel beleidigt hatten“ in einer E-Mail als verständlich. Gabriel selbst sagte im Sommerinterview am Sonntag:

Ich habe nur einen Fehler gemacht, ich habe nicht beide Hände benutzt.

SPD wird CETA zustimmen

Kritik aus den eigenen Reihen erhält Gabriel zurzeit aufgrund seiner Haltung zu CETA, dem Freihandelsabkommen mit Kanada. Das Bundeswirtschaftsministerium nannte das Abkommen kürzlich ein „sehr fortschrittliches, gutes und wichtiges Abkommen„. Gabriel zeigte sich demnach optimistisch, dass trotz massiver Bedenken seines linken Parteiflügels, die Partei am Ende dem Handelsabkommen zustimmen werde: „Wir werden das ganz sicher klug beraten und am Ende auch entscheiden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die deutsche Sozialdemokratie Europa anhält und sagt, wir wollen lieber bei den ganzen schlechten Abkommen bleiben.“

Das Freihandelsabkommen mit den USA hält Gabriel für „de facto gescheitert“. Als Europäer dürften wir uns „den amerikanischen Forderungen nicht unterwerfen“. Scheitert CETA, wäre das für Gabriel eine Niederlage.

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wahl.de Redaktion

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