Die Europawahl wirft ihre Schatten voraus. Vom 22. bis 25. Mai 2014 wird ein neues Europäisches Parlament bestimmt. 380 Millionen EU-Bürger sind aufgerufen, ihre Stimme abzugeben, darunter 60 Millionen Bundesbürger.

Bislang stößt die Wahl allerdings auf verhaltenes Interesse. Von einem Wahlkampf ist bislang eher wenig zu spüren. Mit Blick auf die Wahl betont SPD-Spitzenkandidat Martin Schulz, dass die EU heute notwendiger denn je sei: 

„Wollen wir unsere Handlungsfähigkeit und unsere Demokratie wahren, dann brauchen wir Europa.“

Aber sieht das die Bevölkerung auch so?

 

Stimmungsbild: heiter bis wolkig

Das Stimmungsbild in der Bevölkerung ist eine Herausforderung. Die europäische Krise und ihre wirtschaftlichen Folgen haben in Teilen der Bevölkerung ihre Spuren hinterlassen. Während der europäische Kulturraum weitgehend positiv besetzt ist, haben viele Menschen auch Vorbehalte gegenüber der EU. Die negativen Aspekte wie wuchernde Bürokratie und die Regulierungswahn werden dem institutionellen Raum Europa zugeordnet – vulgo Brüssel.

Laut einer Allensbach-Studie haben 60 Prozent der Deutschen kein großes bis gar kein Vertrauen in die EU. Vielen erscheint „diese EU“ zu bürokratisch, zu kompliziert, zu weit weg von der eigenen Lebenswelt. Warum es davon noch mehr geben sollte, ist für viele Menschen nicht verständlich.

Mobilisierung, eine Herkulesaufgabe

Seit 35 Jahren können die EU-Bürger ihre Abgeordneten nach Straßburg bzw. Brüssel schicken. Von einer großen Begeisterung über dieses Privileg kann jedoch keine Rede sein. Bei der vergangenen Europawahl 2009 lag die Wahlbeteiligung bei mauen 43 Prozent. Besonders bitter: Bei der ersten Europawahl 1979 waren es noch 65 Prozent. Viele treibt die Frage um, wie viele Bürger sich letztlich überhaupt hinter dem Ofen hervor- und an die Urnen locken lassen.

Besonders die niedrige Wahlbeteiligung  der 18– 24-Jährigen 2009 sorgt bei vielen für Bauchschmerzen. Diese sank mit 29 Prozent auf ein historisches Tief. Auf der europäischen To-Do Liste steht das Thema Jugend-Mobilisierung deshalb ganz weit oben.

Mit dem Meme-Generator zum Erfolg?

Wie bekommt man die Jugendlichen nun an die Wahlurne? Dazu gibt es verschiedene Ideen. So will zum Beispiel MyVote2014.eu begeistern und eine Wahlhilfe bieten.

Bild: Screenshot MyVote2014.eu

Kritische Geister können sich hier zu Recht daran stören, dass das kein besonders niedrigschwelliges Angebot ist. Die Webseite spricht tendenziell eher Menschen an, die ohnehin politisch interessiert sind. Die Macher von MyVote2014.eu sind jedoch zuversichtlich, dass das Projekt zünden wird. Sie setzen neben der Unterstützung durch Parteien und Politiker auch auf die Facebook- und Smartphone-App. Die Kampagne verfolgt ein ehrgeiziges Ziel. Bis Mai sollen drei Millionen Besucher die Webseite besuchen. 

Bild: Screenshot www.faceeurope.de 

Einen etwas anderen Ansatz wählt die Kampagne "Face Europe", die vergangene Woche an den Start ging. Hier geht es vorrangig um eine lockere und humorvolle Begegnung mit Europa. Inspiriert vom Siegeszug der Internet-Meme[1] im Bundestagswahlkampf 2013 will die Vertretung der EU-Kommission in Deutschland nun die 18 – 24-Jährigen gezielt ansprechen und für Europa begeistern. Erfreulich ist, dass die Meme nicht nur in der Popkultur, sondern mittlerweile auch in der Politik immer beliebter sind. Meine Prognose: Sie sind gekommen, um zu bleiben. Ob die Meme den Europawahlkampf allerdings ähnlich prägen werden wie den Bundestagswahlkampf 2013, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.

 


[1]Eine schöne Definition liefern Martin Fuchs und Anne Laumen in ihrem lesenwerten Beitrag über den Europawahlkampf im Netz: Internet-Meme: Inhalte in Form von Videos, Bildern, kurzen Animationen (GIFs), Hashtags oder auch einzelnen Wörtern bezeichnet, die sich viral verbreiten und dabei immer wieder verändert und adaptiert werden.

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Niddal Salah-Eldin

Niddal Salah-Eldin

Niddal Salah-Eldin arbeitet seit 2013 am Berliner Standort von Ketchum Pleon. Ihr Beratungsschwerpunkt liegt in den Bereichen Corporate Affairs und Public Relations. Die Politik- und Kommunikationswissenschaftlerin beschäftigt sich auch intensiv mit Journalismus und digitalen Trends.
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