„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“ Bilder haben sich über die Jahrhunderte als aussagekräftiges Kommunikationsmittel bewährt – ein Fakt, den sich nicht zuletzt Politiker gerne zu Nutze machen. Dies gilt umso mehr in Zeiten von Twitter und anderen sozialen Medien, die die schnelle und unmittelbare Verbreitung von Informationen an das potentielle Wahlvolk sicherstellen. Gerade auch in der Außenpolitik sind Fotos ein zentrales Medium: So ist ein Bild händeschüttelnder Staatsoberhäupter längst im Zeremoniell eines jeden offiziellen Auslandsbesuches verankert, signalisiert es doch die Verbundenheit und Kooperationsbereitschaft ganzer Völker. Je nachdem, wie die öffentliche Meinung sich zur jeweils anderen Nation verhält, gibt das Bild damit der regierenden Partei die Möglichkeit, beim Wähler das den Eindruck einer machtbewussten, verlässlichen und kompetenten Führungsperson nachhaltig zu verfestigen.

Diese Prärogative kam Angela Merkel etwa im Bundestagswahlkampf 2013 zugute. Der G8-Gipfel am Irischen See Lough Erne bot ihr die Gelegenheit, sich an der Seite von François Hollande, James Cameron und Barack Obama vor idyllischem Hintergrund zu präsentieren.

Ins Gedächtnis eingebrannt hat sich beim aufmerksamen Beobachter aus dieser Zeit auch die gleichsam ikonenhafte Darstellung der macht- und selbstbewussten Angela Merkel: Die Merkel-Raute wurde auch jenseits Deutschlands als Ausdruck ihrer Selbstsicherheit und Machtbewusstseins interpretiert. Die Geste wurde Wahlplakat, bot jedoch auch Anlass zu Spott (#Merkelraute). So oder so: Denkwürdig ist das Bild in jedem Fall.

Eine Fotografie für das Geschichtsbuch (und Meme-Experimente bei Twitter) ist insbesondere auch die Abbildung Merkels zusammen mit Barack Obama beim G7-Gipfel auf Schloss Elmau (Bayern): der ehemalige amerikanische Präsident, vermeintlich mächtigster Mann der Welt, entspannt zurückgelehnt auf einer rustikalen Holzbank, lauscht mit geneigtem Kopf sichtlich interessiert der Kanzlerin, welche zu ihren Ausführungen vor  beeindruckender Kulisse ausschweifend gestikuliert.

Die dokumentierte rhetorische Versiertheit des SPD-Kanzlerkandidaten und ehemaligen EU-Parlamentspräsidenten, Martin Schulz, setzt die Kanzlerin derzeit unter Druck. Beim außerordentlichen SPD-Bundesparteitag am 19. März  war ersichtlich, dass die SPD ihrem Kandidaten für die Bundestagswahl auch bildgewaltig den Rücken stärken will. Im nunmehr denkmalgeschützten, ehemaligen Omnibusgebäude an der Spree wurden die Genossen mithilfe eines prägnanten Bildzusammenschnitts auf den Auftritt jenes Mannes eingestimmt, der die Umfragewerte der SPD durch den Schulz-Effekt zu einem unerwarteten Hoch beflügelte hat.

Bildtechnisch betrachtet waren die vergangenen Wochen bei Angela Merkel weniger eindrucksvoll als bei ihrem Gegenspieler. So war ihr Besuch in Washington D.C. im März als erstes Porträt einer Bilderserie von Auslandsbesuchen ein durchaus ambivalenter Auftakt: die Zögerlichkeit Donald Trumps, Angela Merkel die Hand zu reichen, wurde ausführlich dokumentiert und thematisiert.

Dass dieser Fauxpas dem Image der Kanzlerin als Diplomatin und Machtpolitikerin keinen Abbruch tat, ist insbesondere dem unübersehbaren Ungeschick des amerikanischen Staatschefs zuzurechnen. Erfolgreicher verlief das Zusammentreffen Merkels mit dem japanischen Premierminister Abe auf der IT-Messe CeBIT, welches beiden Staatsoberhäuptern die Gelegenheit bot, das Bekenntnis ihrer Nationen zum Freihandel zu bekräftigen. Die kommenden Monate werden Merkel die Möglichkeit bieten, sich gekonnt in Szene zu setzen. Insbesondere die Zusammenkunft der Vertreter der G7-Staaten im Mai an der sizilianischen Mittelmeerküste wird hierfür eine eindrucksvolle Kulisse bieten. Im Juli steht zudem das Gipfeltreffen der G20-Staaten in Hamburg an, an welchem Angela Merkel nicht nur teilnehmen, sondern auf welchem sie sich in der Hansestadt an der Elbe als Gastgeberin präsentieren kann. Man darf gespannt sein, welche Momente und vor allem Botschaften der Wahlkampf der Bilder 2017 noch bereithält.

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Rosa Taeuber

Rosa Taeuber

Rosa Taeuber ist Beraterin im Public Affairs Bereich bei FleishmanHillard Germany in Berlin tätig. Nach ihrem B.A. in Politikwissenschaften, erlangte sie ihren LL.M. in Europarecht mit Schwerpunkt auf European Law and Market Integration.
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