Welche Rolle spielt Twitter wirklich im Alltag von Politikern, wen wollen Sie erreichen, wie passen Sie sich der Medienlogik an? Diese Fragen stellt Sascha Michel, Medienlinguist an der Universität Koblenz-Landau, Bundestagsabgeordneten und Spitzenpolitikern im Rahmen seiner Doktorarbeit. Wir haben mit ihm über Dialogmöglichkeiten, Zielgruppen  sowie die Unterscheidung der Kommunikation über Facebook und Twitter gesprochen. 

Twitter wird als rationales Medium verstanden, um Journalisten zu versorgen.

wahl.de:
Was interessiert Sie an Twitter?

Sascha Michel:
Mir persönlich geht es darum, welche Rolle Twitter bei Politikern spielt. Gestern in einem Gespräch mit einem Bundestagsabgeordneten wurde mir noch einmal gezeigt, dass es im Leben des Politikers eher eine untergeordnete Rolle spielt. Als Politiker weiß man, dass man damit nicht in erster Linie die Bevölkerung erreichen kann und es ist auch kein primäres Dialogmedium. Es wird eher als rationales Medium verstanden, um Journalisten zu versorgen, also Informationen zeitlich exakt zu streuen. Auf diese Weise ist es möglich, auch abends noch Informationen zu vermitteln, die z.B. nächsten Tag in den Printmedien publiziert werden.

wahl.de:
Die Fragestellung Ihrer Arbeit lautet “Politik als Kommunikator: Zum medialen, sprachlich kommunikativen Handeln von Politikern am Beispiel sozialer Netzwerke”. Konzentrieren Sie sich auf bestimmte soziale Netzwerke oder legen Sie Ihren Fokus auf Twitter?

Sascha Michel:
Mich interessiert, welche Medien Politiker heute in einer mediatisierten Welt nutzen. Die Mediatisierung der Gesellschaft ist eine über die letzten Jahre entwickelte Forschungsrichtung der Medien- und Kommunikationswissenschaft, die stark an Bedeutung gewonnen hat, da der gesellschaftliche Alltag durch die neuen Medien durchdrungen ist. Ich stelle mir einfach folgende Fragen: Welche Konsequenzen hat diese Mediatisierung für die Politik und für den politischen Alltag? Welche Rolle spielen die Medien heute im Jahr 2014 für den Politiker? Wie bespielt er die sozialen Netzwerke und Medien im Allgemeinen und gibt es dabei Muster oder wiederkehrende Praktiken, die am Ende auf so etwas wie eine politische Kultur oder politische Medienkultur schließen lassen? Das erhebe ich im Rahmen eines leitfadengestützten Tiefeninterviews.

Im Rahmen einer ethnographischen Feldforschung begleite ich die Politiker für einen kurzen Zeitraum, um hautnah mitzuerleben, was der Politiker eigentlich im politischen Alltag macht. Ich möchte auch mal die Unterschiede mitbekommen: Wie kommuniziert der Politiker einmal im Bundestag, einmal im Wahlkreis, wie nutzt er die Medien einmal an diesem Ort und einmal dem anderen Ort? In welchen Situationen setzt er Twitter ein, wann spielt Twitter überhaupt eine Rolle und wann spielt Twitter oder Facebook überhaupt keine Rolle? Ich versuche dabei auch das Verhältnis zwischen Twitter, Facebook und Youtube auszuleuchten, da viele Politiker eben mehrere soziale Netzwerke haben, auch Homepages und Blogs, und schaue was eigentlich dominiert. Welche Rolle spielt welches soziale Netzwerk?

wahl.de:
Wen haben Sie schon interviewt und wen haben Sie vor zu interviewen?

Sascha Michel:
Es geht mir schon darum eine breite Streuung und Differenzierung in meiner Auswahl der Politiker zu realisieren. Ich beschränke mich in meiner Studie auf Mitglieder des Bundestages und auf Spitzenpolitiker, weil ich denke, dass diese im Alltag so vernetzt sind, dass die mediale Struktur im Alltag eine bedeutende Rolle spielt und auch die Vernetzung zur Bevölkerung und zu Journalisten ganz besonders wichtig ist. Das sind ganz unterschiedliche Politiker diverser Parteien, z.B. Dorothee Bär von der CSU, Julia Klöckner von der CDU, Ulrich Kelber von der SPD, Volker Beck von Bündnis 90/Die Grünen, oder Halina Wawzyniak von den Linken, um nur mal ein paar Repräsentative zu nennen. Ich habe mir vorgenommen zwischen 12 und 16 Politiker zu interviewen und zu begleiten. Generell möchte hier einmal eine Lanze für die Politiker brechen, denn ich bin auf wenig Ablehnung und viel Interesse und Zustimmung gestoßen – auch wenn man glaubt, die Politiker würden niemanden so nah an sich heran und sich nicht über die Schulter schauen lassen.

Die Bürger kommunizieren zu wenig mit uns.

wahl.de:
Was konnten Sie denn bisher aus den Begegnungen mitnehmen? 

Sascha Michel:
Ich muss sagen, dass ich das, was man so im Journalismus und von verschiedenen Experten über Twitter in der Politik vernehmen kann, nicht teile. Einerseits zielt es immer darauf ab, dass die Politiker zu wenig mit den Bürgern kommunizieren. Viele Politiker sagen mir dagegen, dass die Bürger zu wenig mit ihnen kommunizieren. Im Interview frage ich: Wie wichtig ist Ihnen der Dialog, kommunizieren Sie mit den Bürgern via Twitter? Dann sagen die Politiker, wir würden gerne, aber es sind zu wenig Bürger drin und die Bürger kommunizieren zu wenig mit uns. Da ist die Frage durchaus berechtigt: Will der Bürger überhaupt mit den Politikern in Kontakt treten?

Außerdem stelle ich fest, dass der mediale, kommunikative und sprachliche Alltag der Politik höchst komplex ist und man das nicht auf die Twitter-Kommunikation und die Twitter-Arbeit oder auf die Präsenz bei Facebook oder auf einem Blog reduzieren kann. Im politischen Alltag spielen diese Medien eine Nebenrolle. Das lässt sich erkennen, wann man schaut, wann Politiker in der Regel twittern. Denn das geschieht meistens wenn die Konzentration nicht von anderen Dingen eingenommen wird, also im Auto, im Büro, während einer Veranstaltung oder auch oft im Plenum, letztlich alles Situationen, in denen Politiker eine Entspannungsphase haben. Also selten wird Twitter anderen Arbeiten vorgezogen. Facebook und Twitter sind im Alltag der Politik Begleitphänomene. Von daher ist es falsch, belehrend darauf einzuwirken und zu sagen, wie Politiker richtig twittern oder Facebook nutzen sollen. Man muss den Politiker als erwachsenen, mündigen, selbstreflexiven Menschen wahrnehmen. Der ist sich bewusst darüber, wenn er twittert, dass er das an eine Öffentlichkeit richtet. Niemand würde einem Politiker vorschreiben: So musst du ein Face-to-Face-Gespräch führen oder so musst du eine Email schreiben. Genauso finde ich es falsch, Regeln aufzustellen, wie ein Politiker zu twittern hat. 

Über soziale Medien kann man "menscheln".

wahl.de:
Sie haben gesagt, dass die Kommunikation der Politiker mit dem Bürger nicht schwerpunktmäßig über die sozialen Medien stattfindet. Was haben Sie während der Interviews oder der Begleitung gemerkt, wie der Politiker mit den Bürgern kommuniziert?

Sascha Michel:
Man muss vielleicht vorausschickend sagen, dass viele Politiker ganz bewusst unterscheiden zwischen ihrer Medienpräsenz und ihrer aktiven Präsenz in den sozialen Medien und Netzwerken in der Orientierung an ihren Zielgruppen. Meistens hat man drei Zielgruppen im Blick: Die Journalisten, die Kollegen der eigenen oder der anderen Parteien, oder es ist der Bürger. In den meisten Fällen wird dabei genau diese Reihenfolge nach Wichtigkeit geordnet, so dass viele sagen: Twitter ist für mich in erster Linie interessant, um Journalisten zu erreichen, Informationen zu geben, schnell und kompakt meine Meinung kundzutun, die man auch zitieren kann.

Der sachbezogene, ausführliche Dialog mit den Bürgern spielt meines Erachtens immer noch auf klassischem Wege eine Rolle, also Brief- und Mailkommunikation. Diese Form des Dialogs kann weder über 140 Zeichen bei Twitter passieren, noch durch einen Post bei Facebook geschehen. Wenn der Bürger also ein ernstes Anliegen hat, dann sind die traditionellen Medien eigentlich weiterhin an der Spitze. Wenn man aber Feedback bekommen oder mit dem Bürger “menscheln” möchte, indem man sich vielleicht mal bedankt, das kann man sehr gut über die sozialen Medien machen. Man kann beispielsweise auch eine Debatte anstoßen.

 Twittern nach dem Motto: “strictly to the role”

wahl.de:
Wenn man nun einmal bedenkt, dass Peter Altmaier als Twitter-König der letzten Legislaturperiode 54.000 Followern besaß, dann muss man objektiv betrachtet schon davon ausgehen, dass es ihm gelungen ist eine Kommunikation für die breite Masse der Bevölkerung sicherzustellen, während andere Politiker nur wenige Tausend Menschen mit ihren Tweets erreichen. Stellt er damit ein Randphänomen dar? 

Sascha Michel:
Es gibt auch andere, die sehr aktiv beim sozialen Netzwerken sind, z.B. Julia Klöckner, die gerade die 28.000er-Marke bei ihren Followern geknackt hat, aber auch Dorothee Bär, Volker Beck oder Halina Wawzyniak, die natürlich auch den Dialog über Twitter fördern, indem man einfach mal mit den Bürgern gewisse Themen andiskutiert. Ich finde, es ist ein Andiskutieren, ein Anreißen, denn man kann das nicht in aller epischen Breite via Twitter zu Ende führen. Man merkt das auch daran, dass Politiker irgendwann aussteigen. Es ist gewiss nicht komplett vergleichbar mit einer Bürgersprechstunde. Es ist natürlich immer die Frage, wie oft man auf Anfragen von Bürgern eingeht. Man muss das einfach selektiv betreiben und es ist natürlich auch eine Symbolwirkung der Politiker: Wir sind hier in den sozialen Netzwerken, wir machen da mit. Typologisch lässt sich sagen: Wir haben die Politiker, die mit dem Bürger in einen Dialog treten, wir haben die Politiker, die nur verkünden, was sie gerade machen und wo sie gerade sind. Der Bürger kann sich aussuchen wem er folgen möchte. Und ich finde, das ist auch gut.

Am Ende halte ich es vollkommen für falsch, einem Politiker vorzugeben oder vorzuschreiben, wie er die sozialen Netzwerke nutzen soll. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn ein Politiker oder eine Politikerin Vorsitzende eines Ausschusses ist und vielleicht nur zu diesen Themen twittert, ganz nach dem Motto: “strictly to the role”. Als Beispiel kann man hier auch Herrn Seibert nehmen, der als Regierungssprecher meist nur Informationen für Journalisten und fachlich interessierte herausgibt. Dann erreiche ich vielleicht viele andere Bürger nicht, aber wenn ich als Politiker mich dazu entscheide, es nur für diesen einen Zweck zu nutzen, dann ist da nichts gegen einzuwenden. Vielleicht erreicht der Politiker die anderen Bürger via Facebook oder aber über die klassischen Medien.

Warum hört ein Politiker plötzlich auf zu twittern, wenn er in ein höheres Amt kommt?

wahl.de:
Ist dennoch eine Empfehlung auszusprechen die sozialen Medien zu nutzen und kann man sich der ganzen Entwicklung überhaupt verweigern? Wird der nächste Kanzler auf jeden Fall ein Nutzer der sozialen Medien sein, anders als die jetzige Kanzlerin?

Sascha Michel:
Die Kanzlerin hat die Wahl souverän gewonnen, und das, obwohl sie nicht bei Twitter ist. Ich denke schon, dass der nächste Kanzler bei Twitter vertreten sein wird, einfach weil viele Spitzenpolitiker bei Twitter und Facebook sind. Und von daher ist anzunehmen, dass der nächste Kanzler, egal welcher Partei angehörig, twittern wird. Die Frage ist, ob er als Kanzler weiterhin twittern wird. Wenn Sie sich beispielsweise mal Sigmar Gabriel anschauen, der seit seiner Bekleidung des Ministeramts gar nicht mehr twittert. Man kann sich schon fragen: Warum ist das so, warum hört ein Politiker plötzlich auf zu twittern, wenn er in ein höheres Amt kommt?

Aber Wahlen werden nicht bei Twitter entschieden, wie viele Untersuchungen zeigen, und die klassischen Medien wie Fernsehwerbungen oder Plakate spielen immer noch eine größere Rolle als soziale Netzwerke. Dennoch hat mir auch jeder Politiker gesagt, er würde jedem Kollegen raten, zu Twitter zu gehen. Aus einem einfachen Grund: Wenn ich als Politiker bei Twitter nicht bin, dann erreiche ich durch andere Medien viele Menschen. Wenn ich aber bei Twitter bin, erreiche vielleicht 100 Menschen mehr, die ich vorher nicht erreicht habe und alleine das macht es schon lohnenswert. Kontakt- und Dialogmöglichkeit mit dem Bürger gibt es auch auf anderem Wege, dafür muss man nicht unbedingt zu Twitter gehen, aber trotzdem ist es effektiv und effizient zu sagen, ich twittere und erweitere meinen Kontaktradius.

Es ist natürlich immer die Frage, wie aktiv man dann dieses Medium nutzt. Der Politiker muss selbst spüren, ob er etwas falsch macht. Der Vorteil ist, er bekommt ja auch Feedback, so dass er einem Lernprozess unterliegt, wo er merkt, wie er sich selbst optimieren kann, denn sonst stimmen am Ende Effizienz und Effektivität nicht mehr überein. Das Ziel sollte ja sein, viele Follower und viel Zustimmung zu bekommen. So ist es ein Ausbalancieren, doch letztlich muss das jeder Politiker selbst entscheiden. Dennoch  ist das Nutzen von Twitter allemal sinnvoll und ich glaube, fast jeder neue und die meisten Bundestagsabgeordneten nutzen die sozialen Netzwerke auch, wenn auch mehr oder minder aktiv.

Otto Fricke: "Bei Twitter sind die Leute eher an dem Politiker interessiert, bei Facebook eher an dem Menschen."

Dorothee Bär: "Facebook ist wie mein Poesie-Album." 

wahl.de:
Wo glauben Sie, wird die Entwicklung der Nutzung sozialer Netzwerke hingehen? Wird Facebook weiterhin eine solch wichtige Rolle spielen, vor allem vor dem Hintergrund der sich verändernden Reichweiten? Und wird die stagnierende Anzahl der Follower von Politikern auf Twitter, die sich zum großen Teil aus Journalisten, Bloggern und anderen Politikern zusammensetzt, ein Problem für dieses Netzwerk werden?

Sascha Michel:
Ich denke, die aktuelle Entwicklung, dass sich viele Politiker dazu entscheiden, die sozialen Netzwerke zu nutzen, ist eine gute Entwicklung. Aber gleichzeitig ist das recht einseitig, wenn der Bürger nicht mitzieht. Ich denke schon, dass gerade Twitter in der Bevölkerung einen höheren Stellenwert bekommen sollte. Ähnlich wie es Facebook hatte und vielleicht auch immer noch hat, sollte auch Twitter in der Gesellschaft weiter verbreitet werden und nicht nur einem Fachpublikum, Politikern und Journalisten vorbehalten sein. Gleichzeitig bin ich natürlich auch kein Prophet und weiß auch nicht, was mit Facebook passiert und weiß ebenso nicht, was an neuen sozialen Netzwerken aufkommt und ob diese für Politiker wirklich eine Variante darstellen.

Ich habe schon den Eindruck, dass  im Moment stark differenziert wird zwischen Facebook und Twitter, weil viele Politiker sagen: Twitter ist für mich immer noch eher fachbezogen, da twittere ich als Politiker. Bei Facebook da poste ich als "Mensch". Otto Fricke sagte zum Beispiel im Interview, dass er glaube bei Twitter seien die Leute eher an dem Politiker interessiert, während bei Facebook eher an dem Menschen Otto Fricke. Und Dorothee Bär sagte mir, Facebook sei für sie wie ihr Poesie-Album. Ich glaube schon, dass diese Differenzierung auch weiterhin eine Rolle spielen wird. Facebook wird auch weiterhin für den politischen Alltag bedeutend sein, um den Bürger im Wahlkreis zu erreichen. Ich vermute aber zudem, dass die Entwicklung bei uns irgendwann wie in den USA einsetzen wird, dass die Jüngeren abwandern, wobei die Frage ist: Wo gehen sie hin und welche Alternativen werden geboten.

Bei Twitter kann man Authentizität und Glaubwürdigkeit erreichen aber auch verspielen. 

wahl.de:
Was haben Sie denn sonst noch für Erfahrungen in den Interviews gemacht? 

Sascha Michel:
Eine interessante Erfahrung war ein Interview mit einem Politiker, der im letzten Jahr mit großer Ankündigung aus Twitter ausgestiegen ist und mir im Interview gesagt hat, dass das für ihn als soziales Netzwerk überhaupt nicht mehr in Frage kommt, da es für ihn nicht interessant ist.  Er glaube, dass man als Politiker berechnend sein muss, nur ein Interesse an PR haben brauche, dass man eigentlich nur die Öffentlichkeit sucht, dass man sich bei Twitter inszeniert und dass es deswegen für ihn keine gute Möglichkeit ist, um mit dem Bürger in Kontakt zu treten oder sich auch transparent zu geben.

Er ist dann ausgestiegen. Er meinte, man könnte ihn auf seiner Homepage und via Email besser erreichen und er könnte auf diese Weise besser in einen Dialog eintreten. Damals habe ich das aus zweierlei Perspektiven interpretiert: Zum einen habe ich gesagt: Super, da hält jemand wirklich noch die Stange hoch für Authentizität und Transparenz, jemand der den Schritt wagt, zu sagen, das sei nichts für ihn und er möge sich nicht verbiegen lassen. Man konnte das aber auch anders lesen, indem man sich fragt: Wie naiv muss man sein, wenn man Politik im 21. Jahrhundert nicht versteht und offenbar die Medien nicht beherrscht, nicht weiß, mit ihnen umzugehen? Die Frage habe ich lange nicht beantworten können, bis ich gesehen habe, dass dieser Politiker wieder auf Twitter ist und sich weitestgehend dem Mainstream angeglichen hat.

Und da kann man sich schon fragen, wie man dieses Verhalten vor dem Hintergrund der neuen Entwicklungen bewertet. Worauf ich hinaus möchte, ist die Frage von Authentizität und Glaubwürdigkeit, die man bei Twitter, so glaube ich, erlangen kann, die man aber auch verspielen kann, wenn man inkonsequent handelt. Aus diesem Grund sollte man in der Öffentlichkeit solche Schritte überlegen, denn man kann durchaus hinterfragen: Wenn jemand über die sozialen Netzwerke schon so inkonsequent handelt und dadurch Glaubwürdigkeit verspielt, wie handelt der erst in der Politik? Das sind Dinge, die vielleicht gar nicht so reflektiert werden, die man sich als Beobachter aber schon stellt.

Twitter kann man  mit einem Schweizer Taschenmesser für Politiker vergleichen. 

Als Fazit sage ich, dass man Twitter mit einem Schweizer Taschenmesser für Politiker vergleichen kann. Das, was Politiker früher an verschiedenen Orten und verschiedenen Zeiten machen mussten, die Kommunikation über verschiedene Medien, wie Auftritte in Talkshows, Auseinandersetzungen mit dem politischen Gegner, Bürgersprechstunden oder aber das Herausgeben von Pressemitteilungen, um Informationen zu lancieren, kann der Politiker heute über Twitter erledigen. Und da er das zu jeder beliebigen Zeit durchführen kann, bietet sich der Vergleich zum Schweizer Taschenmesser an, denn ähnlich wie bei diesem Werkzeug haben Sie nicht immer alle Messer offen, sondern ziehen nur eines heraus, welches Sie gerade gebrauchen können. So wie Sie vielleicht nur den Korkenzieher brauchen, ist für einen Politiker bei Twitter eventuell nur der Kontakt mit Journalisten interessant und für seine Arbeit relevant.

Sascha Michel ist Medienlinguist an der Universität Koblenz-Landau. Er forscht zur Zeit für sein Dissertationsprojekt: "Der Politiker als Kommunikator. Zum medialen, sprachlich-kommunikativen Handeln von Politikern am Beispiel sozialer Netzwerke. Eine ethnographische Feldstudie."

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Sebastian Schmidtsdorf

Sebastian Schmidtsdorf

Head of PR bei Civey
Bei wahl.de seit 2013. Mitherausgeber wahl.de-Buch #BTW13 Themen, Tools und Wahlkampf. Leiter Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit bei Civey. Leidenschaftliche "fragerei by dorfgeschrei".
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