Social Media und gerade Twitter spielen in der politischen Kommunikation eine immer größere Rolle, wie auch schon in anderen Blog-Posts geschrieben wurde. Gerade in Wahlkampfzeiten, wenn Politiker im politischen Wettbewerb intensiver mit dem Wähler kommunizieren, werden Plattformen wie Twitter attraktiv. Aber was passiert eigentlich nach der Wahl?

Burson-Marsteller hat vor wenigen Tagen die internationale Twiplomacy-Studie 2013 veröffentlicht und die Ergebnisse für Deutschland sind ernüchternd: Die Twitter-Nutzung der Regierenden fällt in Deutschland im internationalen Vergleich ab. Bundeskanzlerin Merkel und Bundespräsident Gauck sind die einzigen Staats- und Regierungschefs aus den G8-Staaten ohne eigenen Twitter-Account.

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Staats- und Regierungschefs weltweit nutzen Twitter

Der internationale Vergleich zeigt, dass die meisten anderen Staaten weiter sind. Mehr als drei Viertel (77,7%) der Staats- und Regierungschefs weltweit verfügen über einen Twitter-Account. Auch die katholische Kirche ist am Puls der Zeit: Europaweit ist Papst Franziskus, als Staatschef des Vatikans, mit den meisten Followern die einflussreichste Persönlichkeit auf Twitter. Weltweit hat mit mehr als 33 Millionenen Followern allerdings US-Präsident Obama das größte Netzwerk.

Twitter ist also in der Politik angekommen, doch die Twiplomacy-Studie zeigt auch, dass die Staatschefs mit ihren Followern nicht zwingend vernetzt sind. Denn viele selbst folgen oft so gut wie niemandem – und so wird das Dialog-Medium zur kommunikativen Einbahnstraße.

Deutsche Politiker und Twitter – ein ambivalentes Verhältnis

Nicht alle deutschen Politiker sind Twitter-Muffel. Die aktivsten Twitter-Minister sind Umweltminister Peter Altmaier und Familienministerin Kristina Schröder, Steffen Seibert spricht auf Twitter für die Bundesregierung und die Ministerien, wie das Auswärtige Amt, haben wenigstens einen offiziellen, nicht-persönlichen Account.

Gerade für Umweltminister Peter Altmaier ist Twitter schon länger kein Neuland mehr. Er tweetet selbst und sucht den Dialog mit seinen Followern, was ihm zu einer überparteilichen Fan-Gemeinde verholfen hat. Auch zahlreiche Netzpolitiker wie Dorothee Bär, Abgeordnete der CSU, Peter Tauber von der CDU, der SPD-Abgebordnete Lars Klingbeil und der Grüne Konstantin von Notz tauschen sich mit Bürgern und über Parteigrenzen hinaus miteinander aus.

Bekannt als der „Offline-Kandidat“, der sich explizit als „Twitter-Verweigerer“ outete, hat selbst Kanzlerkandidat Peer Steinbrück im Dezember letzten Jahres angefangen, sich unter #fragpeer der Online-Community zu öffnen und inzwischen einen Twitter-Account eingerichtet. Sein Account @peersteinbrueck wird allerdings von seinem Wahlkampfteam betreut, aber er hat wenigstens einen.

Es ist Zeit für eine Kanzlerin (oder einen Kanzler) auf Twitter

Twitter ist gut für den Dialog und die politische Mobilisierung, gerade weil Twitter immer stärker genutzt wird. Bei Studien zum Twitter-Nutzungsverhalten landet Deutschland im internationalen Vergleich regelmäßig auf den hinteren Rängen. Sowohl bei den Politikern als auch bei den Wählern geht also noch etwas.

Denn die politische Kommunikation im Netz und gerade Twitter bieten eine Chance, den Dialog und die Meinungsbildung mitzugestalten. Allerdings hinkt Deutschland hinterher und das sollte sich ändern – unabhängig davon, wer die Wahlen gewinnt und wer Kanzler wird.

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Christian Thams

Christian Thams

Christian Thams ist Chief Operating Officer Deutschland und Deputy Chair der EMEA Public Affairs Practice von Burson-Marsteller. Er verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung in internationalen Agenturen in Berlin und Brüssel. Sein Fokus liegt auf den Bereichen Digitalisierung, Healthcare, Energie und International Affairs.