Lange war nichts bis wenig. Jetzt scheint der Wahlkampf los zu gehen. Endlich. Letzte Woche startete bereits die Graswurzel-Kampagne #bewegungjetzt, gedacht als Hallo-Wach-Effekt für die rot-grüne Basis. Gestern haben die Grünen offiziell ihre eigene Wahlkampagne vorgestellt. Erklärtes Ziel – laut Jürgen Trittin: Einen Trend gegen Merkels „sedierte Gesellschaft“ setzen.

Begleitet von Freiwilligenaktionen via Meine Kampagne setzen die Grünen auf eine knackige und kontrastierende Plakatkampagne, in deren Mittelpunkt die Aufforderung steht: „Und Du?“. Fotografiert in der Froschaugenoptik sind Normalos wie Du und ich zu sehen – mit Überschriften wie: „Mensch vor Bank, Meine Mudda wird Chef, Für faire Löhne. Mindestens.“

Drei Beobachtungen zu dieser Kampagne:

  • Plakate sind und bleiben das Hauptinstrument in deutschen Wahlkämpfen. Zwar werden die Kampagnen mittlerweile dialogisch ins Netz verlängert. Auch der Häuserwahlkampf ist im Kommen. Im Kern bleibt Deutschland aber ein Land der Plakatierer.
  • Die Grünen werden anscheinend wieder den frischesten aller Wahlkämpfe führen. Sie sind weiterhin das mymuesli.de unter den Parteien – weit weg vom Seitenbacher.
  • Die Grünen entwickeln sich konsequent zur Volkspartei des grünen Lebensgefühls - mit einem immer breiter werdenden Themenspektrum. Ökologie allein macht es nicht mehr. Laut Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke soll die Kampagne das Gemeinwohl in den Blick nehmen – als Kontrast zur schwarz-gelben Klientelpolitik.

Kontrast ist das Salz der Suppe im Wahlkampf. Und ein guter Mittelweg zwischen Kuscheln und Polarisieren. Hoffentlich wird es noch was mit dem Wahlkampf 2013. Dieser Tag gibt Hoffnung, dass wir echten Kampf sehen – und nicht nur standardmäßig zur Stimmabgabe am 22. September gebeten werden.

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Dr. Maik Bohne

Dr. Maik Bohne

Maik Bohne ist promovierter Politikwissenschaftler. Seit Jahren beobachtet er internationale Wahlkampftrends. Als Projektleiter für die Initiative ProDialog befasste sich Maik Bohne mit dem Transfer US-amerikanischer Wahlkampfmethoden nach Deutschland. Aus dieser Arbeit resultierte das Buch: „Von der Botschaft zur Bewegung. Die 10 Erfolgsstrategien des Barack Obama.“ Seit Juli 2010 ist Maik Bohne bei der IFOK in den Bereichen Open Governance und Digitale Kommunikation tätig. Auf wahl.de wird er seinen Blick auf die Dialog- und Beteiligungsstrategien der Parteien richten.